Übungsleiter und -leiterinnen, Schiedsrichter und –richterinnen, Kampfrichter und –richterinnen, Vorstandsmitglieder, Platzwarte und –wartinnen, Betreuer und Betreuerinnen, Zeugwarte und -wartinnen, Beauftragte für besondere Aufgaben, Abteilungsleiter und –leiterinnen etc. Diese Liste könnten wir um viele weitere Positionen weiterführen. Das sind alles Funktionen, die in unseren ca. 86.400 deutschen Sportvereinen ausgeübt werden. Das Besondere daran ist, dass in allen Sportvereinen bis auf wenige Ausnahmen die Funktionen ehrenamtlich ausgeführt werden. Leider haben viele Sportvereine ein Problem. Sie können einige der genannten Funktionen nicht mehr besetzen. Warum ist das eigentlich so? Und wie können Sportvereine wieder mehr Personen fürs Ehrenamt gewinnen?

Sie sind das Herzstück des deutschen Sports. Fast 10 Millionen Menschen engagieren sich freiwillig in Deutschland im Bereich Sport und Bewegung. Eine unfassbare Zahl! Umgerechnet sind das 13,5 % der Bevölkerung, die sich freiwillig und überwiegend auch unentgeltlich engagieren (Simonson et al, 2019). Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat herausgefunden, dass jeder Ehrenamtliche in seinem Verein im Schnitt 13,4 Stunden pro Monat tätig ist (Rump & Hopp, 2017). Anhand dieser Zahlen kann man bereits deutlich sehen, wie unglaublich wichtig die vielen fleißigen Ehrenamtler für den Sport sind. Sie leisten nicht nur einen wertvollen sportlichen Beitrag oder sind die Basis des Leistungssports. Durch ihre Arbeit werden Kinder und Jugendliche gebildet, Senioren und Seniorinnen fit gehalten oder wichtige Werte wie Respekt und Toleranz vermittelt.

Ihr merkt schon, wie wichtig mir dieses Thema ist und wie wichtig die rund 10 Millionen Menschen für den Sport sind. Doch wie hat sich das in den letzten Jahren entwickelt und warum ist der Bedarf immer noch so hoch an ehrenamtlichen Händen?

Ehrenamt in Deutschland

In Deutschland wird alle fünf Jahre ein Freiwilligensurvey entwickelt, bei dem das freiwillige Engagement der deutschen Bevölkerung untersucht wird. Das letzte Freiwilligensurvey wurde 2019 veröffentlicht. Dieses zeigt eindrucksvoll, wie viele Menschen sich im Bereich Sport und Bewegung kümmern. 2019 waren es rund 10 Millionen Menschen, um genau zu sein 9,8 Millionen. Das ist ein großer Anstieg im Vergleich zu 1999, als es 2,6 Millionen Ehrenamtliche weniger in Deutschland gab (Simonson et al., 2019). Diese Entwicklung verdeutlicht, dass die Bereiche Sport, Bewegung und Gesundheit wichtiger für uns geworden sind.

Interessant ist auch zu beobachten, wie sich das Engagement in den Altersgruppen und den Geschlechtern aufteilt. So sind deutlich mehr Männer ehrenamtlich unterwegs als Frauen. Gerade im Sport ist der Unterschied erheblich. Auch bei den Altersgruppen sind Unterschiede festzustellen. Besonders die 14- bis 29-Jährigen (16,0 %) und 30- bis 49- Jährigen (16,2 %) engagieren sich in Vereine (Simonson et al., 2019). Dennoch meinen viele Sportvereine, dass ihnen fleißige Hände fehlen. Gerade junge Leute im Vorstand oder für Übungsleiter-Tätigkeiten werden immer seltener. Warum ist das so?

Neue Ehrenamtliche sind Mangelware

Laut der Sportvereine sind die Bindung und Gewinnung von ehrenamtlichen Funktionsträgern und –trägerinnen das größte Problem. Für jeden 7. Verein ist es sogar ein existenzbedrohendes Problem (Breuer & Feiler, 2021). Gerade Vereine im ländlichen Raum haben aufgrund des demografischen Wandels kaum interessierten Nachwuchs, was früher oder später zu Auflösungen oder Zusammenschlüssen mit anderen Sportvereinen führen kann. Woran liegt das?

Ein Grund ist, dass sich in den 20, 30 Jahren die Sport- und Bewegungsangebote vervielfältigt haben. Es gibt deutlich mehr Sportarten und Trends, die gerade für junge Leute sehr attraktiv sind. Hinzu kommt, dass es viele Jugendliche oder junge Erwachsene für ihre Ausbildung oder Studium in die Metropolregionen zieht, wie z. B. Berlin, Leipzig oder Dresden. Außerdem fehlt augenscheinlich bei den noch vorhandenen Jugendlichen im Verein die Bereitschaft, sich für den Sportverein einzusetzen. Gleiches sieht man auch in freiwilligen Feuerwehren, die seit Jahren um Nachwuchs kämpfen. Ehrenamtliche zu finden, die am Ende auch noch für die Funktion fähig sind, wird also immer schwieriger. Doch wie kann es mit der Gewinnung und Bindung von Ehrenamtlichen trotzdem klappen?

Klare Ausrichtung formulieren

Zunächst einmal ist es ganz wichtig, dass ihr als Vereinsführung wissen müsst, wo man als Verein eigentlich hinmöchte. Diskutiert darüber im Vorstand und nehmt vor allem eure Mitglieder mit ins Boot. Das macht letztendlich einen Verein aus, was leider einige Vereinsvorstände vergessen. Schreibt euch die Ziele und Pläne auf und macht sie für jeden zugänglich. Transparenz ist das Stichwort. Wie die Ziele am Ende aussehen, ist eure Entscheidung im Verein. Wichtig ist nur, dass die Mehrwert der Mitglieder damit mitgeht und davon überzeugt ist. Einige wenige Personen, die nicht davon überzeugt sind, wird es immer geben und sollten unbedingt mitgenommen werden auf dem Veränderungsweg.

Ist dieser erste Schritt, der mit der wichtigste und umfangreichste ist, vollendet, geht es an die Umsetzung dieses Konzepts. Ihr müsst euch hinterfragen, wie soll unser Konzept umgesetzt? Da es um das Thema „Gewinnung von Ehrenamtlichen“ geht, müsst ihr euch fragen, wie erreiche meine Zielgruppe? Sind sie schon im Verein und sollten aktiv angesprochen werden? Oder müssen wir noch auf die Suche gehen und Werbung machen? Wenn ihr fest von euren Ideen im Verein überzeugt seid und eine klare Marke habt, dann könnt ihr auch Unentschlossene viel besser erreichen.

Anerkennungskultur schaffen

Hat man erst einmal jemand im Amt und Würden, ist die Bindung dieser Person ganz wichtig. Oftmals bemängeln Funktionsträger oder -trägerinnen, dass sie sich nicht genug gewürdigt fühlen für die vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden. Jeder möchte sich gemocht und anerkannt fühlen. Deshalb solltet ihr unbedingt eine Anerkennungskultur in eurem Sportverein implementieren. Macht euch als Vorstand oder Mitglieder wirklich Gedanken darüber. Wie und wo kann ich unseren Schiedsrichter und -richterinnen mal „Danke“ sagen? Wann wollen wir unseren Engagierten mal „Danke“ sagen?

Es gibt Sportvereine, die führen jedes Jahr ein Sommerfest und eine Weihnachtsfeier für alle Ehrenamtlichen durch. Die Bezahlung von Weiter- und Fortbildungen oder von einer Aufwandsentschädigung kann durchgeführt werden. Die Hervorhebung der Leistung bei großen Veranstaltungen oder auf der Vereinshomepage ist möglich. Am Ende könnt ihr sehr kreativ sein, wenn es an die Umsetzung geht. Wichtig ist nur, dass ihr eure Ehrenamtler auch wirklich entsprechend würdigt.

Macht euch gemeinsam einen Plan!

Ein Verein ist ein freiwilliger Zusammenschluss mehrerer Personen, zur Verfolgung eines bestimmten Zwecks oder Ziels. So in etwa lautet die Definition für einen Verein, in der so viel Wichtiges drinsteckt. Das Entscheidende in einem Verein ist immer, dass die Mitglieder mitgenommen und miteinbezogen werden. Dadurch schafft ihr ein Umfeld, in dem sich alle wohl wühlen und diese angenehme Atmosphäre auch nach außen tragen. Macht euch deshalb gemeinsam Gedanken, wie ihr neue Mitglieder und Ehrenamtliche gewinnen könnt. Schreibt einen konkreten Plan und dreht im Nachgang an den Stellschrauben.

Sprecht aktiv die Jugend an und zeigt ihnen die Vorteile des Ehrenamts. Lasst sie dabei bitte nicht im Stich und führt sie Stück für Stück an die Verantwortung heran. Geht in die Gespräche mit den vorhandenen Übungsleiter und -leiterinnen und fragt konkret nach. Wo gibt es Probleme? Was können wir besser machen? So holt ihr die Meinungsbilder und könnt bei Herausforderungen aktiv gegensteuern. Wenn euch das als Vorstand alles zu viel ist, dann verteilt die Aufgaben auf mehreren Schultern. Für alles gibt es eine Lösung. Macht euch gemeinsam einen Plan, damit Kinder, Jugendliche und alle weiteren Gruppen die Möglichkeit, die wunderbare Welt des Sports kennenzulernen.

Quelle:

Breuer, C. & Feiler, S. (2021). Sportvereine in Deutschland: Ergebnisse aus der 8. Welle des Sportentwicklungsberichts Sportentwicklungsbericht für Deutschland 2020-2022 – Teil 1. Aufgerufen am 04.07.2024 unter https://cdn.dosb.de/user_upload/Sportentwicklung/Dokumente/SEB/2022/SEB_Bundesbericht_W8_deutsch_bf.pdf

Rump, B. & Hopp, E. (2017). Ehrenamt & freiwilliges Engagement im Sport. Aufgerufen am 04.07.2024 unter https://cdn.dosb.de/alter_Datenbestand/fm-dosb/arbeitsfelder/Ausbildung/downloads/Broschueren/DOSB-Ehrenamt-2018.pdf

Simonson, J., Kelle, N., Kausmann, C. & Tesch-Römer, C. (2019). Freiwilliges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019. Aufgerufen am 04.07.2024 unter https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/Forschung/Publikationen%20Forschung/Freiwilliges_Engagement_in_Deutschland_-_der_Deutsche_Freiwilligensurvey_2019.pdf


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