In der Welt der Fördermittel kann man sich gerne mal verlieren. Erst einmal weiß man überhaupt nicht, welche und wie viele Sportfördertöpfe es in Deutschland gibt. Wenn man dann das vermeintlich richtige Programm für seinen Sportverein gefunden hat, steht man vor vielen Seiten Text und Fragezeichen. Ein Grund dafür ist u. a. die bürokratische Sprache, die das Lesen und Verstehen nicht wirklich vereinfacht. Ziemlich kompliziert und nervenaufreibend für viele ehrenamtlich engagierte Mitglieder in den Vereinen. Deshalb wollen wir in diesem Beitrag klären, wie die Sportförderung in Deutschland überhaupt aufgebaut ist und warum der Sport in Deutschland überhaupt gefördert wird.

In Deutschland gibt es eine klare Aufteilung hinsichtlich der Sportförderung. Der Bund ist für die Förderung des Spitzensports zuständig, die Bundesländer für Schulsportanlagen und Schwimmbäder und die Kommunen für den Breitensport. So lässt es sich ganz allgemein zusammenfassen, wobei sich einiges überschneidet. Warum das so ist, beantwortet der Blick in die Vergangenheit. Zu Zeiten der NS-Zeit wurden alle Sportorganisationen aufgelöst und unter dem Dach des „Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen“ gleichgeschaltet. Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1949 antwortete man auf die faschistische Sportpolitik mit der Autonomie des Sports, der Freiheit aller Sportorganisationen und der Möglichkeit, Sportvereine zu gründen (Haring, 2010). Bis heute sind diese Prinzipien Grundlage für den deutschen Sport.

Was für Förderungsarten gibt es? Sportförderung an sich kann in direkte und indirekte Förderung unterschieden. Mit direkter Förderung ist z. B. die Bereitstellung von Geldern gemeint. Ein Sportverein beantragt für eine Sportveranstaltung bei der Kommune Fördermittel und bekommt diese im besten Fall mit einem Zuwendungsbescheid ausgezahlt. Indirekte Förderung ist u. a. die Bereitstellung von Gütern. Im Sport wäre das die Nutzung von Sportstätten. Außerdem verzichtet der Staat auf viele Steuereinnahmen, da Sportorganisationen aufgrund ihrer Gemeinnützigkeit Steuererleichterungen haben. Dafür verpflichten sie sich aber, das Allgemeinwohl der Bevölkerung zu fördern und als Verein für jeden zugänglich zu sein (Haring, 2010).

Soweit die Basics. Doch wie sieht das genau in den Bundesländern und Kommunen aus? Welche Vorteile hat es, den Sport zu fördern? Und welche Potenziale gibt es noch? Das wird im Folgenden näher betrachtet.

Warum wird der Sport gefördert?

Um diese Frage zu beantworten, lohnt sich ein Blick in die Sportvereine. Was wird dort gemacht? Dort findet nicht nur das Training oder der Wettkampf in einer Sportart statt. Hier werden durch die vielen ehrenamtlichen Übungsleiterinnen und Übungsleiter auch soziale Fähigkeiten vermittelt, wie z. B. das Lösen von Problemen in der Gemeinschaft, das Kommunizieren im Team oder der Umgang mit Niederlagen und Siegen. Sportvereine sind Treffpunkte der Gesellschaft, um sich zu bewegen, gemeinsam Spaß zu haben und etwas für die Gesundheit zu machen. Hier findet Bildung, Erziehung und vieles mehr statt.

Sport verbindet Menschen. Das sehen wir gerade jetzt wieder bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Ganz Europa trifft sich Deutschland, um sich die Spiele anzuschauen oder auf den Plätzen um den Europapokal zu spielen. Trotz unterschiedlicher Herkunft finden wir uns zusammen, tauschen uns aus und haben Spaß. Das gibt es so nur im Sport oder im Bereich der Kultur. Der Mehrwert für die Gesellschaft und Wirtschaft ist immens, da gerade die Aspekte Gesundheit, Bildung, Integration, Inklusion, Erziehung und internationaler Verständigung besonders gefördert werden. Genau aus diesen Gründen wird der Sport gefördert.

Sportförderung des Bundes

Die Bundesministerien fördern vorrangig den Spitzensport, den Hochleistungssport und das Stützpunktsystem in Deutschland. Profisportler und -sportlerinnen sollen optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen haben. Dafür werden die Bundessportfachverbände für zentrale Trainings- und Lehrgangsmaßnahmen, Teilnahme an internationalen Großsportveranstaltungen oder die Vergütung des Leistungssportpersonals unterstützt. Diese Summe hat sich von 2013 (ca. 51,6 Mio. Euro) bis 2023 (ca. 95,3 Mio. Euro) fast verdoppelt (BMI, 2023). Dabei werden auch die Spitzensportler und –sportlerinnen mit Behinderungen berücksichtigt, wofür 2022 fast 14 Mio. Euro zur Verfügung standen (BMI, 2022).

Um sich optimal auf Wettkämpfe vorbereiten zu können, benötigt es eine intakte Sportinfrastruktur. Finanziell gefördert werden vorrangig Olympia- und Bundesstützpunkte, Trainingszentren, das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) und das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT). Jährlich wird der Betrieb von den Trainingsstätten mit bis zu 24 Mio. Euro gefördert. Pro Jahr werden mehr als 30 Baumaßnahmen gefördert, die in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) getätigt werden. Dafür standen in den letzten zehn Jahren ca. 159 Mio. Euro an Bundesmittel zur Verfügung (BMI, 2024).

Sportförderung der Bundesländer

Durch den Förderalismus in Deutschland können auch im Sport alle Bundesländer selbst über die Sportförderung entscheiden. Im Kern geht es um die ausgewogene Förderung von Leistungs- und Breitensport, Sportentwicklung und Förderung des Sportstättenbaus. Hier unterscheiden sich die Bundesländer kaum, aber dennoch gibt es unterschiedliche Schwerpunkte. Nehmen wir doch einfach das Sportfördergesetz in Brandenburg. Hier lauten die Ziele, die Möglichkeiten und Angebote zur Sportausübung zu sichern, zu verbessern und zu erweitern. Die Sportentwicklung soll unterstützt und das Ehrenamt sowie die gesellschaftliche Integrationskraft gestärkt werden (Land Brandenburg, 2022).

In Thüringen hingegen versucht man konzentriert die Sportstätten zu fördern. Dafür sind Gemeinden, kreisfreie Städte und Landkreise verpflichtet, Sport(stätten)entwicklungspläne für ihre Kommune zu schreiben (Freistaat Thüringen, 2023). In Schleswig-Holstein fördert man auch den Natur-, Umwelt- und Tierschutz (Land Schleswig-Holstein, 2022). Je nach regionalen Gegebenheiten, geografischer Lage oder traditionellen Hintergründe unterscheiden sich die Sportfördergesetze der Länder. Grundsätzlich geht es aber um die Förderung der sportlichen Betätigung, Bewegung und Gesundheit in der Bevölkerung. Dafür werden Sportorganisationen unterstützt und Förderprogramme für Sportentwicklungspläne oder Sportstätten aufgesetzt.

Sportförderung der Kommunen

80 % der Sportförderung in Deutschland läuft über die Kommunen. In den Kommunen geht es fast ausschließlich um die Förderung des Breitensports und der Sportvereine. Je nach Kommune gibt es auch hier unterschiedliche Schwerpunkte und Ansätze. So gibt es die anreizbezogene Förderung von Vereinen für z. B. Kooperationen mit Schulen/Kitas oder Integration spezifischer Zielgruppen. Doch auch beim Sportstättenbau unterstützen die Kommunen. Die Mehrheit der Sportstätten ist in kommunaler Hand, weshalb Förderanträge für z. B. die Sanierung von Sportstätten über die Kommune läuft. Städtebauförderprogramme des Bundes werden angezapft, sodass der ansässige Sportverein weiterhin seine Angebote durchführen kann.

Nicht jede Kommune hat eine Sportförderrichtlinie, was gerade bei kleineren Gemeinden oder Städte der Fall ist. Doch fördern auch sie den Sport durch z. B. die unentgeltliche Nutzung der Sportstätten für Sportvereine oder die Pflege, Wartung und Sanierung von Sportanlagen. Stadt- oder Kreissportbünde werden finanziell unterstützt, damit das Personal weiterhin finanziert werden kann. Hinzu kommen finanzielle Unterstützungsmaßnahmen für die Weiter-, Fort- bzw. Ausbildung von Vereinsmitgliedern, Sportveranstaltungen, Sportgeräte etc. Die Kommunen leisten einen Riesenbeitrag für die Förderung des Sports. Doch aufgrund der mancherorts angespannten Haushaltslage bräuchten sie noch mehr Unterstützung von Bund und Länder.

Potenziale in der Sportförderung

Wir können von Glück behaupten, dass es in Deutschland so vielfältige Möglichkeiten der Sportförderung gibt. Allerdings ist es auch wichtig, diese immer wieder zu evaluieren und weiterzuentwickeln, um den organisierten und selbst-organisierten Sport bestmöglich zu fördern. In fast allen Sportfördergesetzen der Kommunen und Länder wird ausschließlich der organisierte Sport mit den Sportvereinen oder Sportverbänden berücksichtigt. Der Hauptteil der Bevölkerung ist aber nicht im Sportverein, sondern treibt individuell Sport im öffentlichen Raum. Sie joggen im Park, wandern auf Gehwegen durch die Stadt oder schwimmen in den örtlichen Seen. Das sind die beliebtesten Bewegungsformen und –orte, die noch mehr berücksichtigt werden sollten.

Außerdem habe ich ja schon öfter den großen Investitionsstau bei Sportstätten in Höhe von 31 Milliarden Euro thematisiert. Zwar gibt es u. a. das Förderprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“. Dieser wurde aber für den kommenden Bundeshaushalt von 400 Mio. Euro auf 200 Mio. Euro gekürzt. Um die maroden Sportanlagen für die ökologischen und sozialen Herausforderungen zu wappnen, braucht es aber viel mehr Kapital für die Vereine und Verbände. Es gibt also noch einige Stellschrauben, an den Bund, Länder und Kommunen gemeinsam drehen müssen, damit der Sport weiterwachsen kann und entsprechend gefördert wird.

Quellen

Bundesministerium des Innern und für Heimat. (2024). Förderung des Spitzensports. Aufgerufen am 13.06.2024 unter https://www.bmi.bund.de/DE/themen/sport/nationale-sportpolitik/foerderung-spitzensport/foerderung-spitzensport-node.html

Bundesministerium des Innern und für Heimat. (2023). Zuwendungen des Bundes zur Förderung der Bundessportfachverbände (Kapitel 0601 Titel 684 21 und 684 26). Aufgerufen am 13.06.2024 unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/themen/sport/2013-2023-IST-sport-foerderung-spitzensportverbaende.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Bundesministerium des Innern und für Heimat. (2022). Förderung der Spitzensportverbände für Menschen mit Behinderungen Bundeshaushalt Kapitel 0601 Titel 684 21 und Titel 684 23. Aufgerufen am 13.06.2024 unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/themen/sport/sport-foerderung-leistungssport-behinderung.pdf?__blob=publicationFile&v=6

Freistaat Thüringen. (2023). Richtlinie zur Förderung des Sportstättenbaus und der Sportstättenentwicklungsplanungen. Aufgerufen am 13.06.2024 unter https://landesrecht.thueringen.de/bsth/document/VVTH-VVTH000010628

Haring, M. (2010). Sportförderung in Deutschland. Eine vergleichende Analyse der Bundesländer. VS Verlag für Sozialwissenschaften: Wiesbaden.

Land Brandenburg. (2022). Gesetz über die Sportförderung im Land Brandenburg (Sportförderungsgesetz – SportFGBbg). Aufgerufen am 13.06.2024 unter https://bravors.brandenburg.de/gesetze/sportfgbbg

Land Schleswig-Holstein. (2022). Richtlinie über die Förderung des Sports in Schleswig-Holstein (Sportförderrichtlinie). Aufgerufen am 13.06.2024 unter https://www.schleswig-holstein.de/DE/fachinhalte/S/sport/Downloads/rili_sportfoerderungAllgemein.pdf?__blob=publicationFile&v=3

Die neuesten Beiträge:

Teilen über:


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert