Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist im vollen Gange und wir leben immer noch genauso weiter, als gäbe es die Klimakatastrophen gar nicht. Die Formel 1 fliegt alle zwei Wochen von einem Kontinent zum anderen und die Fußballer für die Pokalspiele quer durch Europa. Doch nicht nur der Spitzensport muss sein Verhalten hinsichtlich der Nachhaltigkeit zwingend hinterfragen. Auch der Amateur- bzw. Breitensport muss sich gemeinsam mit den Kommunen dem Thema Nachhaltigkeit viel mehr widmen. Genau darum soll es in diesem Beitrag gehen, damit wir die Klimaschutzziele erreichen und in eine freundliche Zukunft schauen können.
Wenn wir den Begriff Nachhaltigkeit in den Mund nehmen, denken wir oftmals an den Klima- und Naturschutz. Doch Nachhaltigkeit hat drei Dimensionen, die alle den gleichen Stellenwert haben und immer berücksichtigt werden müssen. Das eine ist die ökologische Nachhaltigkeit, worunter auch der Klima- bzw. Naturschutz fällt. Hinzu kommen noch die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit, die das Dreieck vervollständigen. Wir müssen also auch die finanzielle Seite berücksichtigen sowie den Menschen an sich. Beides wird gerade im Spitzensport oft vernachlässigt. Sportclubs leben über ihre Verhältnisse und verschulden sich hochgradig, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Basketballer oder Handballer müssen alle drei Tage Pflichtspiele absolvieren, nur weil die Medien und Ligaführungen noch mehr Geld erwirtschaften wollen. Ist der Spieler verletzt oder mental überfordert, wird er wie ein Produkt im Supermarkt aussortiert. Das hat alles rein gar nichts mit Nachhaltigkeit zu tun.
Das goldene Dreieck der Nachhaltigkeit ist eigentlich jedem Politiker, Sportfunktionär oder Medienschaffenden bekannt, allerdings haben die meisten nur Geldscheine in den Augen. Im Kapitalismus regiert das Geld und ist jeder für sein Weg selbstverantwortlich. Eigentlich genau das Gegenteil vom Ursprungsgedanken des Sports, der für ein solidarisches Miteinander steht. Mittlerweile zählt auch im Sportsystem nur noch das Geld. Hinter König Fußball kämpfen die Sportarten um Sichtbarkeit und demzufolge um bessere monetäre Voraussetzungen. Dies zieht sich runter bis zur sportlichen Basis. Selbst in den kleinen Sportvereinen kämpft jede Abteilung um Sponsoren und Spenden ohne Rücksichtnahme auf die anderen Sportabteilungen im eigenen Verein. Ein nachhaltiges Sportsystem sieht anders aus.

Im Folgenden wollen wir auf die vielfältigen Ideen schauen, die viele kluge Köpfe bereits entwickelt haben. Allen voran die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN, die seit 2015 übersichtlich die Richtung vorgeben und für jede Sportorganisation eine gute Orientierungshilfe sind.
17 Nachhaltigkeitsziele der UN
Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nation haben 2015 in New York die „Agenda 2030“ verabschiedet. Diese Agenda besteht aus insgesamt 17 Nachhaltigkeitszielen und ist ein gemeinsamer Plan für Frieden und Wohlstand aller Menschen und unseres Planeten. So soll es zukünftig u. a. kein Hunger, keine Armut, Gesundheit, hochwertige Bildung und sauberes Wasser geben. Hier haben wir letztendlich wieder die Unterteilung in ökologische, ökonomische und soziale Aspekte der Nachhaltigkeit. Alle Nationen sind aufgefordert, an diesen Zielen ihre Politik auszurichten. Doch nicht nur die Politik ist gefragt, sondern auch die Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und jeder einzelne Mensch (Die Bundesregierung, 2024).

Am 22. April war der Tag der Erde, an dem wieder schockierende Zahlen zur Plastikvermüllung veröffentlicht wurden. Selbst in der Tiefsee haben Forschende enorme Mengen an Mikroplastik gefunden, die bereits im Verdauungstrakt und Blutkreislauf von Lebewesen entdeckt wurden. In den letzten 20 Jahren hat sich die Produktion von Plastik verdoppelt (Die Bundesregierung, 2024). Unter anderem auch deswegen sind alle Nationen und Menschen aufgefordert zu handeln. Dazu zählen auch Sportverbände und Sportvereine.
Sport mit viel Verbesserungspotenzial
Wie schon einige Beispiel aus dem Sport gezeigt haben, gibt es ein enormes Verbesserungspotenzial hinsichtlich der Nachhaltigkeitsziele. Das kann man auch mit Zahlen unterlegen. Rund 390.000 Zuschauer und Zuschauerinnen fahren jedes Wochenende zu den neun Spielen der Fußball-Bundesliga. Die meisten reisen mit dem PKW an, sodass so viele Treibhausgase ausgestoßen werden wie eine Kleinstadt im ganzen Jahr. In der Saison 2018/19 wurde 9 Millionen Einwegbecher verbraucht. Seit 2023 besteht deshalb auch die Pflicht, Mehrwegbecher für Getränke und Speisen anzubieten (Gerstenberger, 2023). Hinzu kommen die über 231.000 Sportstätten in Deutschland, die so viel Kohlendioxid (CO2) verbrauchen wie sechs deutsche Großstädte (RENN.west, 2020).
Unglaubliche Zahlen, die zu Veränderungen auffordern. Sportvereine dürfen nicht wegschauen, denn auch sie tragen, wie die Zahlen klar belegen, eine sehr hohe Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft. Hinzu kommt der Fakt, dass die Sportbekleidung und Bälle meist unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Ostasien hergestellt werden und anschließend zu exorbitanten Preisen verkauft werden (RENN.west, 2020). Die sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekte der Nachhaltigkeit werden außer Acht gelassen, nur um noch mehr Geld zu schaffen. So kann eine nachhaltige Sportzukunft nicht aussehen, weshalb jetzt gehandelt werden muss.
Vorbildfunktionen einnehmen
Natürlich gibt es auch die positiven Beispiele, die seit Jahren nachhaltig handeln. So hat der FC Internationale Berlin seit 2022 einen eigenen Koordinator für Nachhaltigkeit und Inklusion, der sich nur mit dem Feld Nachhaltigkeit in seinem Verein auseinandersetzt. Es wurde auch erkannt, dass deren Website durchschnittlich 1,33 Gramm CO2 pro Seitenaufruf verbraucht, dessen Wert um 0,4 Gramm reduziert werden soll (Inter Berlin, 2024). Außerdem gibt es die Kampagne „Ziele brauchen Taten – Sport im Westen“ von der Regionalen Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategien West (RENN.west), die Kommunikation über Nachhaltigkeitskonzepte und -prozesse u. a. in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz fördert (DOSB, 2024).
Es gibt genügend Sportorganisationen, die sich mit dem Thema intensiv beschäftigen und als Vorbild vorangehen. Dadurch entstehen auch gerade hinsichtlich der Sportentwicklung und Vereinsentwicklung viele Potenziale. Es wird nicht nur über Nachhaltigkeit gesprochen, sondern auch aktiv in Taten umgesetzt. Ihr als Sportverein könnt in Diskussionen mit kommunalen Verwaltungen durch starke Argumente euren wichtigen Stellenwert untermauern. Andersherum gibt es in vielen Sportstätten auch deutliche Missstände und Sanierungsbedarf. Macht darauf aufmerksam und zeigt, wie wichtig ein nachhaltiger Sport und eine nachhaltige Sportstätte für die Gesellschaft ist.
Sportbünde mit vielen Hilfen
Damit ihr nicht bei Null starten müsst, haben Sportbünde wie der Deutsche Olympische Sportbund bereits Nachhaltigkeitskonzepte und -strategien verfasst, die ihr nahtlos für euren Sportverein übernehmen könnt. Es gibt konkrete Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen, die sich jeden Tag mit nichts anderem außer Nachhaltigkeit im Sport beschäftigen und immer ein offenes Ohr für euch haben. Naturschutz und biologische Vielfalt, nachhaltige Sportveranstaltungen, Mikroplastik durch Sport in der Umwelt oder Sport im Wald. Für jedes eurer Anliegen gibt es auch Positionspapiere vom DOSB oder den Landessportbünden, sodass ihr bestens unterstützt werdet (DOSB, 2024).
Wenn ihr im Austausch mit Kommunalverwaltungen seid, ist es auch immer wichtig schlagfertige Argumente zu haben. Das sind allen voran Daten, Zahlen und Fakten, die wissenschaftlich ermittelt und analysiert wurden. Dafür gibt es das sogenannte „Sportsatellitenkonto“, das sämtliche Ergebnisse wirtschaftlichen Bedeutung des Sportsystems sammelt oder das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (DOSB, 2024). Hier könnt ihr euch den passenden Daten bedienen und Hintergrundinformationen erhalten, die euch in den Diskussionen im und außerhalb eures Vereins weiterhelfen.
Nachhaltige Sportstätten entwickeln
Das Wichtigste, um Sport ausüben zu können, ist der entsprechend zur Verfügung stehende Sportraum. Dabei ist es normal, dass sich mit der Zeit die Zustände der Sportstätten verschlechtern, da sie der Witterung und Natur ausgesetzt sind. Eine regelmäßige Wartung und Pflege sind da unabdingbar. Das Problem in vielen Sportanlagen ist allerdings, dass kein oder nur wenig Personal zur Verfügung steht, vielleicht auch nicht das Fachwissen vorhanden ist und somit der Raum nur unbefriedigend gepflegt wird. Im schlimmsten Falle passiert jahrzehntelang gar nichts. Doch hinsichtlich der 17 Nachhaltigkeitszielen sollten die Sportstätten immer weiterentwickelt werden. Gerade die Nachhaltigkeitsziele 6 (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen), 7 (Bezahlbare und Saubere Energie) und 9 (Industrie, Innovation, Infrastruktur) sind eine klare Aufforderung an die Kommunen, die Sportanlagen auf den neuesten Stand zu halten.

Leider sieht die Realität oft anders aus. Die Bewässerung von Naturrasenplätze ist aufgrund von alten Bewässerungsanlagen sehr ineffizient und nicht wassersparend, in schadstoffverseuchten Containern werden die Materialien gelagert oder es befinden sich Legionellen im Wasser, die zu Krankheiten führen. Sportvereine müssen auf diese Missstände aufmerksam machen, sofern es nicht ihre eigenen Sportanlagen sind und sie selbst aktiv werden können. Politik und Verwaltung müssen darüber in Kenntnis gesetzt und zum Handeln aufgefordert werden. Der Sport braucht nachhaltige Sportstätten, damit langfristig Sport getrieben werden kann. In gemeinsamen Austausch müssen die Sportstätten analysiert und weiterentwickelt werden. Nur so können die Nachhaltigkeitsziele erreicht werden und ist nachhaltiges Handeln nicht nur eine Worthülse.
Quellen
Deutscher Olympischer Sportbund. (2024). Nachhaltigkeit. Aufgerufen am 08.05.2024 unter https://sportstaetten-umwelt-nachhaltigkeit.dosb.de/sportentwicklung/nachhaltigkeit#akkordeon-36551
Die Bundesregierung. (2023). Gemeinsam den Wandel gestalten. Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele. Aufgerufen am 08.05.2024 unter https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/die-17-globalen-nachhaltigkeitsziele-1553514
Die Bundesregierung. (2024). Tag der Erde 2024. Der Planet und das Plastik. Aufgerufen am 08.05.2024 unter https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/tag-der-erde-2024-2272558
FC Internationale Berlin e.V. (2024). Nachhaltigkeit. Aufgerufen am 08.05.2024 unter https://www.inter-berlin.de/seite/521939/nachhaltigkeit.html
The Mobile University. (2023). Welche Nachhaltigkeit? Aufgerufen am 08.05.2024 unter https://www.mobile-university.de/blog/welche-nachhaltigkeit/
Gerstenberger, O. (2023). Mehrwegbecher Pflicht in Bundesliga-Stadien. Aufgerufen am 08.05.2024 unter https://www.dw.com/de/mehrwegbecher-pflicht-in-bundesliga-stadien/a-64405261
RENN.west. (2020). Ziele brauchen Taten. Aufgerufen am 08.05.2024 unter https://ziele-brauchen-taten.de/wp-content/uploads/2020/01/Flyer-So-nachhaltig-kann-Fu%C3%9Fball-sein.pdf

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