Gerade einmal jedes 4. Unternehmen hat ein ganzheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement (Institut für betriebliche Gesundheitsberatung, 2023). Das heißt, dass 3 von 4 Unternehmen nur vereinzelte BGM-Maßnahmen umsetzen oder in einigen Fällen gar keine. Dabei steigt der Anteil der physischen und psychischen Erkrankungen der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Jede 5. Arbeitsunfähigkeit in Deutschland ist auf eine Depression oder Burn-Out zurückzuführen (Statista, 2024). Hinsichtlich der rechtlichen Lage, aber auch der zunehmenden gesundheitlichen Probleme der Arbeitstätigen ist diese Zahl sehr beängstigend. Sie zeigen uns eindrucksvoll: die Prävention von Krankheit und die Förderung der Gesundheit spielen immer noch eine untergeordnete Rolle im Geschäftsalltag.
In diesem Artikel möchte ich Unternehmen und Betrieben zeigen, wie wichtig ein ganzheitlicher Ansatz des BGM ist. Dabei spielt die Branche oder die Größe keine Rolle, da es ausnahmslos alle Betriebe betrifft. Den meisten Arbeitgeber und Vorgesetzten braucht man nicht erklären, welch wichtige Rolle die Gesundheit im Arbeitsumfeld spielt. Man muss ihnen aber klar aufzeigen, was zu einem vollumfänglichen Gesundheitsmanagement gehört. Es reicht eben nicht, nur eine Mitarbeiterbefragung zum Gesundheitsstatus zu machen oder mal einen Gesundheitstag durchzuführen. Betriebliches Gesundheitsmanagement ist mehr!
Die vollständige Leistungsfähigkeit und Motivation kann nur erbracht werden, wenn die Arbeitskraft gesund ist und sich am Arbeitsplatz wohlfühlt. Damit das gegeben sind, müssen die Arbeitsbedingungen stimmen. Arbeitsatmosphäre, Beziehung zu den Kollegen, Beziehung zu den Vorgesetzten, Gehalt, ergonomischer Arbeitsplatz, Tätigkeitsanforderungen, Leistungsdruck und viele weitere Umstände sind dafür entscheidend und müssen von den Verantwortlichen beachtet werden. Allein die kleine Auswahl an Rahmenbedingungen zeigt gut, was groß das Thema „Gesundheit im Betrieb“ eigentlich ist. So viele Faktoren spielen eine Rolle, sodass der erste Schritt zu einem bewussten betrieblichen Gesundheitsmanagement oftmals überfordern kann. Deswegen ist es wichtig, sich einen Plan zu machen und ggf. auch professionelle Hilfe zu holen.
Es gibt auch eine gesetzliche Seite, die vorschreibt, dass ab dem 1. Beschäftigten BGM für ein Unternehmen Pflicht ist. Es besteht aus den drei Säulen betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM), betrieblicher Arbeits- und Gesundheitsschutz und betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Zu BGM gehört also mehr als nur ein Verweis auf die Angebote von Krankenkassen oder lokalen Sportvereinen. Die drei Säulen sollten wichtiger Bestandteil eines Unternehmens sein und regelmäßig überprüft werden.
Hinter der Abkürzung „BGM“ steckt also viel mehr, als nur das Vermeiden von Krankheit und Fördern von Gesundheit. Es ist eine bewusste, gesundheitsorientierte Einstellung, die Führungskräfte einnehmen und fest in die DNA des Unternehmens verankern müssen. Im Folgenden gehe ich auf die Vorteile von betrieblichen Gesundheitsmanagement ein und zeige, warum es heutzutage für jeden Betrieb einfach unverzichtbar ist.
Höhere Mitarbeiterzufriedenheit
Mitarbeiter merken sehr schnell, ob sich der Vorgesetzte für ihre Belange interessiert und ein offenes Ohr für sie hat. Dazu gehört eben auch die Sorge um die Mitarbeitergesundheit. Ein wichtiger Faktor ist das Wohlbefinden, was direkte Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Fühlen sich Mitarbeiter nicht wohl, sind gesundheitliche Belastungen die Folge. Leistungsdruck und Überforderung können zu psychischen Erkrankungen führen, die sich in körperlichen Warnsignalen, wie Antriebslosigkeit, unruhigen Schlaf oder Bauchschmerzen bemerkbar machen.
Ein gesunder Mitarbeiter, der sich wohlfühlt auf und bei der Arbeit, arbeitet gerne, ist leistungsfähiger und produktiver. Das sollten sich Arbeitgeber zu Herzen nehmen und als großes Ziel setzen. Dabei helfen Teambuilding oder die Integration des Mitarbeitenden in Strategieentwicklung. Gerade bei Gesundheitsmanagement macht es Sinn, die Mitarbeiter aktiv miteinzubeziehen und gemeinsam Gesundheitsmaßnahmen umzusetzen. Das schweißt nicht nur alle zusammen, sondern fördert auch das Wohlbefinden und die Gesundheit.
Beste Werbung für den Betrieb
Marketing ist heutzutage in vielen Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Man kann es bewusst oder unbewusst betreiben. Die beste Werbung für den Betrieb sind immer zufriedene Mitarbeiter, die es auch wirklich so meinen und das nach außen strahlen. Im Freundeskreis, im Sportverein, im Fitnessstudio oder auf Familiengeburtstagen wird das ein oder andere Wort über die Arbeit verloren. Positive „Mundpropaganda“ ist und bleibt immer noch eines der entscheidenden Marketing-Tools.
Der Chef, der für die Mitarbeiter Gesundheitskurse, Rückenschule oder Präventionskurse anbietet und selbst als aktives, gesundheitsorientiertes Vorbild vorangeht, kommt dabei immer gut an bei Freunden oder Familienmitglieder. Langfristig steigt das Image des Betriebs, was wiederum mehr Kunden bringt und mehr Einnahmen. Am Ende dreht sich alles um das Geld. Dafür sollte jeder Verantwortliche aber wissen, wer der Hauptgrund und Auslöser für die Einnahme ist. Nämlich ein zufriedener, gesunder Mitarbeiter.
Mehr zufriedene Kunden
Der Kunde ist König, der Kunde bringt das Geld. Gesunde und zufriedene Mitarbeiter können ihre Zufriedenheit auf den Kunden überspringen lassen. Sie tragen die Werte des Betriebs nach außen. Gerade bei Dienstleistungen und direktem Kontakt zum Dienstleister merken die Endverbraucher sehr gut, ob mein Gegenüber motiviert und glücklich ist oder krank und eigentlich gar nicht arbeitsfähig. Letzteres wirft kein gutes Licht auf den Arbeitgeber. Der Kunde ist nicht zufrieden und wird sich beim nächsten Mal überlegen, ob er unsere Firma noch einmal anruft oder nicht doch lieber eine andere sucht. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht.
Der Grund für einen zufriedenen Kunden ist ein zufriedener Mitarbeiter. Die Verantwortlichen wissen das. Sie sollten aber immer wieder daran erinnert werden und schließlich die Gesundheit der Kollegen nicht aus den Augen verlieren. Nicht reaktiv, sondern proaktiv! Unser Gesundheitssystem zeigt, wie es nicht geht, denn es funktioniert immer nur reaktiv. Ein Patient kommt erst, wenn er krank ist. Damit der Unternehmer nicht auf die Arbeitsunfähigkeit seiner Kollegen reagieren muss und ggf. Aufträge verschiebt, sollte er sich proaktiv um die Gesundheitsförderung kümmern.
Mehr Kosteneinsparungen
Es gibt Studien, die belegen, dass der Return-on-Invest (ROI) von BGM bei 1:2,7 liegt (Barthelmes et al, 2019). Das heißt, dass für jeden investierten Euro in Betriebliches Gesundheitsmanagement ein Unternehmen durchschnittlich 2,70 € durch reduzierte Krankheitskosten aufsparen kann. Das Wort „Investition“ passt in diesem Zusammenhang auch sehr gut. Ihr investiert in die Gesundheit und Zukunft eurer Mitarbeiter. Allerdings müsst ihr beachten, dass das Geld langfristig angelegt ist. Erst nach vielen Jahren werdet ihr die Ergebnisse der stetigen, nachhaltigen Umsetzung der BGM-Maßnahmen ernten. Geduld und harte Arbeit sind gefragt.
Natürlich stellt sich auch die Frage, wie viel Geld man überhaupt investieren muss und ob es Richtwerte gibt. Bei 10 Mitarbeitern kann man von 50 Euro pro Monat pro Mitarbeiter sprechen. Je größer das Unternehmen ist, desto weniger Geld bräuchte man pro Arbeitnehmer in die Hand nehmen, da die Auswirkungen und Synergien bei mehreren Mitarbeitern stärker werden. Jeder investierte Euro in die Gesundheit ist auch ein Euro für die Zukunft.
Unverzichtbar für ausnahmslos alle Betriebe
Egal ob Kleinst- oder Kleinbetrieb, mittelständisches Unternehmen, Großunternehmen, kommunale Verwaltung, Bäckerei, Bank, Schule oder Autohaus. Betriebliches Gesundheitsmanagement ist einfach für alle Branchen, Berufsfelder und Tätigkeiten richtig und wichtig. Jeder Unternehmer, Vorgesetzte oder Personalverantwortliche sollte sich mit der Gesundheit seiner Mitarbeiter auseinandersetzen. Viele Kleinst- und Kleinunternehmen haben natürlich viele andere Dinge um die Ohren. Gesetzliche Vorschriften, die Buchhaltung oder der ganz normale Geschäftsalltag.
Oftmals wird die Gesundheit als selbstverständlich angesehen. Schließlich sieht man ja immer leistungsfähige Arbeiter und vollbrachte Leistungen. Man sollte sich aber merken: Es gibt tausende Krankheiten, aber nur eine Gesundheit. Hört und schaut genau auf eure Angestellten und Kollegen! Versucht Warnsignale zu erkennen, Gesundheitsgefährdungen zu vermeiden und alles für die Gesunderhaltung zu tun! Dabei vor allem als Vorbild vorangehen! Dann könnt ihr in eine erfolgreiche und vor allem gesunde Zukunft steuern.
Quellen
Barthelmes, I., Bödeker, W., Sörensen, J., Kleinlercher, K.-M. und Odoy, J. (2019). iga.Report 40. Wirksamkeit und Nutzen arbeitsweltbezogener Gesundheitsförderung und Prävention. Zusammenstellung der wissenschaftlichen Evidenz 2012 bis 2018. Dresden: iga.
Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung GmbH. (2023). #whatsnext – Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt. Aufgerufen am 15.02.2024 unter https://www.tk.de/resource/blob/2145756/
3005523ae7a54b38cbdd7445021cdb11/studie–whatsnext-2023-data.pdf
Statista. (2024). Statistiken zu mentaler Gesundheit, psychischen Problemen und Erkrankungen. Aufgerufen am 15.02.2024 unter https://de.statista.com/themen/10229/mental-health/


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