Man sagt, dass die ersten zehn Lebensjahre eines Menschen die wichtigsten Jahre im Leben sind. Hier finden die prägendsten biologischen, psychologischen und sozialen Entwicklungen eines Menschen statt, die in den Folgejahren nicht mehr so einfach zu korrigieren sind. Wir lernen in einer spielerischen Art und Weise das Gehen, Sprechen, Zuhören, Denken, Lesen und vieles, vieles mehr. Dabei ist das Wörtchen „spielerisch“ doppelt zu unterstreichen, da es gerade bei einigen Eltern, in den Kindertagesstätten oder den Sportvereinen vergessen wird.

In diesem Beitrag soll es deshalb um die sportlich-spielerische Entwicklung von Kindern gehen. Wir werfen einen Blick darauf, wie es um die Gesundheit von Kleinkindern bis zur Grundschule steht und wie wir eine Umgebung für unsere Kinder schaffen, in der eine gesunde Erziehung oder ein gesundes Aufwachsen möglich ist. Die allerwichtigste Frage ist allerdings, warum Sport und Spielen für Kinder überhaupt so wichtig ist. Reicht es nicht aus, wenn sie ein bisschen im Kindergarten spielen und sich bewegen? Oder sollte man sich als Elternteil selbst jeden Tag mit den eigenen Jungs oder Mädchen etwas unternehmen? Wichtige Fragen, die wir klären wollen.

Wenn man sieht, wie einige Eltern mit ihrem Kinderwagen durch die Straßen schlendern, bekomme ich manchmal Mitleid mit dem Baby bzw. Kind. Anstatt sich vergnügt mit dem Kind zu unterhalten und regen Augenkontakt zu haben, wird lieber minutenlang auf das Smartphone gestarrt oder gemütlich eine Zigarette geraucht. Doch das ist leider nur ein Negativbeispiel von vielen weiteren. Letztens saß ich im Bus, als die Großmutter ihrem Enkel das übergroße Handy in die Hand drückte und dieser die gesamte Busfahrt mit schielenden Augen auf das Mobilgerät schaute. Die Großmutter brauchte dem Jungen nicht die Welt zu erklären, ging der Quengelei aus dem Weg und hatte somit ihre Ruhe. Traurig zu sehen, wie einfach es sich manche Eltern und Großeltern machen und auf eine gesunde Erziehung ihrer Kinder keine Rücksicht nehmen. Genau aufgrund dieser Beispiele ist es so wichtig, dass diese Eltern darauf aufmerksam gemacht werden und künftige Eltern oder Großeltern die Gesundheitsrisiken für ihre Kinder kennen.

Warum sollten Kinder gesund aufwachsen?

Ich denke bzw. hoffe zumindest, dass diese Leitfrage für jedes Elternteil selbsterklärend ist. Allerdings versteht jeder oder jede von uns etwas anderes unter „gesund“. Das liegt an der Sozialisation im Elternhaus, Freundeskreis oder dem Bildungsstand. So versteht man unter gesunder Ernährung in der einen Familie die Zunahme von Obst und Gemüse und in der anderen das Verzehren von Döner und Apfelschorle. Äpfell sollen ja schließlich sehr gesund sein und im Döner sind wichtige Inhaltsstoffe. Da einige Eltern aber oftmals nicht wissen, was eigentlich gesunde und ungesunde Inhaltsstoffe in Nahrungsmittel sind, geben sie dieses fehlerhafte Wissen an ihre Kinder weiter. Die Folge sind Krankheiten, Adipositas, Bewegungsmangel und die Verkürzung der Lebenszeit.

Kinder müssen unbedingt gesund aufwachsen, weil es für eine kindgerechte Entwicklung extrem wichtig ist. Sie sollten schon sehr früh verinnerlichen, was gesund und ungesund ist. Darf ich dies oder jenes zu mir nehmen? Darf ich das Smartphone benutzen oder nicht? Wenn ja, wie benutze ich es richtig? Da Kindern dieses Verständnis logischerweise noch fehlt, sind Eltern und Großeltern gefragt, sich entsprechend weiterzubilden und ihren Kindern dieses Wissen zu vermitteln. Hinzu kommen die Erzieher und Erzieherinnen, Lehrer und Lehrinnen sowie die Übungsleiter und Übungsleiterinnen in den Sportvereinen. Es sollte ja auch in ihrem Interesse sein, dass ihre Sprösslinge in einem gesunden Umfeld aufwachsen.

Augen zu bei der TV-Werbung!

Ich könnte mich jedes Mal aufregen, wenn ich die Werbung im TV oder den Streamingdiensten sehe. Jede zweite Werbung handelt über glückliche Kinder oder Familien, die bei sonnigem Wetter im Garten zuckerhaltige Produkte zu sich nehmen. Im gesamten Jahr 2022 gaben die Unternehmen stolze 900 Millionen Euro für die TV-Werbung von Süßigkeiten, Süßgebäck, Eiscreme oder Weingummis aus (Gürtler, 2023). Dieses Geld fließt wiederum an die privaten TV-Sender, die von diesen Einnahmen abhängig sind und somit auch nicht auf die vielen Millionen verzichten wollen. Demzufolge geht der ungesunde Teufelskreis immer so weiter. Die Leidtragenden darunter sind unsere Kinder.

Doch wie könnte man dieses Problem lösen? Indem der Bundestag und Bundesrat ein Gesetz entwerfen, dass die Werbung für zuckerhaltige Produkte, Softdrinks und Junkfood verbietet. Genauso, wie man es beim Werbeverbot für Zigaretten durchgesetzt hat und damit ein starkes Zeichen für die Prävention und Gesundheitsförderung gesetzt wurde. Die gute Nachricht ist, dass das Bundesernährungsministerium so ein Gesetz bereits plant und Kinder vor Lebensmitteln mit hohem Zucker-, Salz- und Fettgehalt schützen soll. Zu welchem Zeitpunkt, in welcher Form und mit welchen Inhalten das „Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz“ umgesetzt werden soll, ist allerdings noch unklar (Comploj, 2023). Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung wäre es aber allemal.

Räume aktiv zum Bewegen nutzen!

Die Natur bietet uns so viele Möglichkeiten zum Spielen, Sporttreiben und Bewegen. Seien es Parks, Wälder, Wiesen, Seen oder Grünflächen. Mit ein bisschen Fantasie und Kreativität kann z. B. jeder Bolzplatz zu einem Stadion werden. Gerade darin sind Kinder besonders gut. Sie sehen die Welt nicht wie wir stumpfsinnigen Erwachsenen, sondern schauen ganz anders auf Blumen, Bienen und Feldern. Während wir für einen Kilometer 15 Minuten im normalen Gehtempo benötigen, kann es mit einem Kind gut und gerne mal über eine Stunde dauern. Es wird gesprungen, in Pfützen geplantscht, an Blumen gerochen oder Fliegen hinterher gehüpft. So entdecken und lernen Kinder spielerisch die Welt kennen.

Wer eine schöne Kindheit hatte, denkt gerne an diese Erinnerungen zurück. Doch leider gibt es viele Kinder, die sich viel zu wenig bewegen und in der Wohnung mit der Videokonsole spielen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Kinder eine Betätigung von einer Stunde pro Tag. Doch leider erreicht nicht einmal die Hälfte der Jungen und Mädchen im Alter von 3 bis 6 die Bewegungsempfehlung (Finger et al., 2018). Deswegen kann ich allen Eltern nur empfehlen: geht raus, sucht euch einen Spielplatz oder einen Park, nimmt ein paar Spiele mit und dann wird getobt! Nutzt die vielfältigen Räume zum Spielen und lasst eure Kinder Kinder sein. Spielen in der Natur ist gesund, macht klug und lässt die Verbindung zwischen Eltern und Kind noch enger zusammenwachsen.

Ab wann in einen Sportverein?
Es ist wichtig, so früh wie möglich die koordinativen Fähigkeiten eines Kindes spielerisch zu trainieren. Über Musik kann das Rhythmusgefühl erlernt werden, über Balancierspiele wird das Gleichgewicht verbessert und über Versteck- oder Farbspiele kann der Orientierungssinn geschärft werden. Gerade im Kindergarten ist es deshalb so wichtig, viele Spiele durchzuführen, die Kids ständig in Bewegung zu bringen und ihnen den Spaß am Spiel und Sport zu vermitteln.

Falls sich Eltern fragen, welche Sportart eigentlich am besten für Kinder geeignet ist, dann ist es der Turnsport. Gerade ab dem 4. und 5. Lebensjahr ist Turnen für Kinder sehr entscheidend für die Entwicklung der körperlichen, motorischen und koordinativen Fähigkeiten. Geschicklichkeit, Beweglichkeit und viele weitere Fähigkeiten können durch das tägliche Turnen entwickelt werden. Wenn es also in eurer Nähe ein Sportverein gibt, der Turnen anbietet, dann meldet euer Kind dort an. Vorausgesetzt es sind auch fähige Übungsleiter und Übungsleiterinnen vor Ort, die mit Kinder umgehen können und kindgerechtes Turntraining umsetzen.

Ein gesundes Aufwachsen ist das A und O
Aus meiner Sicht gibt es nichts Wichtigeres als das Achten auf die Gesundheit unserer Kinder. Gerade die Jahre 0 bis 6 sind so elementar wichtig für die Entwicklung, sodass wir in dieser Zeit versuchen sollten, die gesamten Giftstoffe wie Smartphones, Passivrauchen oder zuckerhaltige Produkte möglichst zu vermeiden. Wir dürfen auch nicht die Schwangerschaft vergessen, die zur Entwicklung des Kindes dazugehört. Eine vollständige Auslöschung von Zigaretten, Joints oder Smartphones ist in dieser Zeit nicht mehr möglich. Dennoch sollten gerade Eltern für diese Themen sensibilisiert werden und besonders darauf achten. Vor allem Eltern aus sozialschwachen Haushalten kaufen vorwiegend ungesunde Ernährung und leiden unter Bewegungsmangel.

Zum Glück gibt es dafür auch soziale Organisationen oder Netzwerke wie z. B. das „Netzwerk Gesunde Kinder“ in Brandenburg, die in Sachen Erziehung und Gesundheit eine große Stütze für Eltern sind. Die organisierte Vernetzung und der Austausch untereinander sind zwei wichtige Schlüssel zum Erfolg. Vielleicht ist es möglich, dass Kitas mit Sportvereinen gemeinsame Angebote schnüren. Förderprogramme von den Sportbünden können dabei unterstützen, die finanziellen Ausgaben aufzufangen. Vielleicht können Kitas auch Gesundheitsbeauftragte unter den Erzieher und Erzieherinnen festlegen, die als Berater und Ansprechpartner für gesundheitliche Themen zur Verfügung stehen. Wie gesagt, wir müssen alles dafür tun, damit unsere Jüngsten gesund aufwachsen können. Ausreden darf es nicht geben, denn Gesundheit ist ein Menschenrecht.

Quellen:

Comploj, U. (2023) Kein Zuckerschlecken: Bundesregierung plant Werbeverbot für Großteil der Lebensmittel. Aufgerufen am 23.05.2024 unter https://www.dihk.de/de/aktuelles-und-presse/werbeverbot-lebensmittel/kein-zuckerschlecken-bundesregierung-plant-werbeverbot-fuer-grossteil-der-lebensmittel-101398

Finger, J. D. et al. (2018). Körperliche Aktivität von Kinder nund Jugendlichen in Deutschland – Querschnittsergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Aufgerufen am 23.05.2024 unter https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JoHM_01_2018_koerperliche_Aktivitaet_KiGGS-Welle2.pdf?__blob=publicationFile

Gürtler, T. (2023). 6 Grafiken zeigen: So hart würde das Süßwaren-Werbeverbot deutsche Sender treffen. Aufgerufen am 22.05.2024 unter https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/fernsehwerbung-6-grafiken-zeigen-so-hart-wuerde-das-suesswaren-werbeverbot-deutsche-sender-treffen/28944190.html

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