Als ich während des Abiturs über meine berufliche Zukunft nachdachte, war für mich klar, dass ich irgendwas mit Sport studieren werde. Ich interessierte mich nicht nur für Fußball, sondern war generell sehr sportbegeistert und wollte mehr über die Hintergründe erfahren. Damals hatte ich die Wahl zwischen Sportmanagement und Sportwissenschaft und entschied mich für ersteres. Mittlerweile hat sich bei den Ausbildungsmöglichkeiten viel getan, doch damals war das größte Hindernis nicht die Auswahl, sondern die Betriebssuche. Im Umkreis von 50, 60 Kilometern gab es kein Betrieb, der ein duales Sportmanagement-Studium anbot. So ging es dann im Pendlermodus mit dem Zug drei Jahre lang nach Berlin und wieder zurück.

In diesem Beitrag möchte ich Werbung für eine Ausbildung oder ein Studium im Sport machen. Ich möchte zeigen, welche vielfältigen Möglichkeiten es für junge Leute im Sport gibt und warum Sportvereine eigentlich mehr über das Thema Ausbildung, Studium oder Freiwilligendienst nachdenken sollten. Leider sehen viele Sportorganisationen nur die finanziellen Risiken und vergessen den mittel- und langfristigen Nutzen einer ausgebildeten Fachkraft. Diese Einstellung sollten Sportvereine und -verbände unbedingt ablegen, sofern sie ein Interesse an ihrer eigenen Zukunft haben.

Der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel ist seit Jahren eine der größten Herausforderungen in Deutschland. Auch der Sport leidet darunter und benötigt unbedingt ausgebildete Sportfitnesskaufleute, Sportfachleute oder Sportwissenschaftler. Da der Sport zum großen Teil auf Ehrenamtliche angewiesen ist und momentan ca. 2 Millionen Menschen ehrenamtliche Positionen bekleiden, besteht ein großer Bedarf an ausgebildeten Fachpersonal. 2019 hatte der Sportmarkt 1,2 Millionen Arbeitskräfte, die vor allem im Dienstleistungs- und Warensektor angesiedelt waren. Die Nachfrage nach qualifizierten Trainer und Trainerinnen sowie Ernährungsexperten und –expertinnen steigt und bietet letztendlich viele Chancen für den Sport (Zwiener, 2021).

Vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten im Sport

Viele junge Leute stehen vor der Problematik, ob sie lieber ein Studium oder eine Ausbildung machen sollen. Mittlerweile gibt es 324 Ausbildungsberufe in Deutschland (BiBB, 2022) und über 20.000 Studiengänge (Dudek et al., 2020). Wie soll man sich da nur entscheiden und das richtige für sich finden? Keine einfache Situation im Alter von 16, 17 oder 18 Jahren. Wer sich für Sport interessiert, gerne Sport treibt und wissen möchte, wie ein Sportverein funktioniert oder wie man eine Mannschaft weiterentwickeln kann, der sollte unbedingt eine Ausbildung bzw. Studium im Sportbereich machen.

Leider gibt es im ländlichen Raum, wie z. B. der Uckermark nicht viele Möglichkeiten, z. B. eine Ausbildung zum Sportfitnesskaufmann/-frau zu machen. Die nächsten Hochschulen und Unis sind auch erst in Berlin und Potsdam zig Kilometer entfernt. Am Ende lohnen sich allerdings die drei oder fünf Jahre Ausbildung, weil es so interessant ist und ihr sehr viel lernt. Nicht nur über den Sport an sich, sondern über den Körper, Psychologie, Pädagogik, Marketing und vieles mehr. Darüber hinaus könnt ihr Trainer-Lizenzen oder Zertifikate für Ernährungsberatung erwerben. Anschließend könnt ihr im Sportverein, Fitnessstudio, Krankenkassen, kommunalen (Sport-)Verwaltungen oder an Schulen arbeiten. Überall im Sport werden junge Arbeits- und Fachkräfte gesucht, sodass eure Chancen sehr gut stehen.

Freiwilligendienste eine gute Alternative

Falls ihr noch nicht wirklich wisst, was ihr zukünftig machen wollt, bietet sich ein Freiwilligendienst an. In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, sich freiwillig und ehrenamtlich für ein Jahr zu betätigen. Die bekanntesten Formen sind das Bundesfreiwilligendienst (BFD) und Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Während das FSJ speziell für 15- bis 26-Jährige ist, werden beim BFD alle ab 18 Jahren angesprochen. Vor allem für junge Leute ist es eine sehr gute Möglichkeit, erste berufliche Erfahrungen zu sammeln und sich wertvolle Kenntnisse anzueignen (Brandenburgische Sportjugend, 2024). Gerade in Sportvereinen bietet sich ein BFD oder FSJ an, da die jungen Leute Sportgruppen anleiten können, in der Geschäftsstelle das Arbeiten am PC verinnerlichen oder bei Sportveranstaltungen als Betreuer oder Betreuerin den Umgang mit Kindern erlernen.

Sportvereine haben außerdem kostengünstig die Möglichkeit, junge Leute für den Verein zu gewinnen und in die Zukunft des Vereins zu investieren. Heutzutage kann man sich das BFD sogar komplett fördern lassen, wenn man z. B. Teil des DOSB-Programms „Integration durch Sport“ ist. Wenn das Jahr vorbei ist, könntet ihr dem oder der jungen Freiwilligen eine Ausbildung oder ein Studium anbieten, sodass euer Sportangebot zukünftig bestehen bleibt und ihr qualitativ hochwertiges Training für z. B. Kinder und Jugendliche anbieten könnt. Das hebt euch von anderen Vereinen ab und sichert euch ein gutes Image in der Stadt oder Gemeinde.

In die Zukunft des Vereins investieren

Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat für das Ausbildungsjahr 2017/18 ermittelt, dass ein Auszubildender oder eine Auszubildende knapp 21.000 € kostet. Allerdings leisten sie auch einen hohen Beitrag zur Produktion von Waren oder Dienstleistungen und spielen so ca. 14.400 € ein (Pfeifer & Wenzelmann, 2020). Für einen kleinen Sportverein ist das natürlich eine Menge Geld, die sie ausgeben müssten. Doch geht es ja bei einer Ausbildung nicht um die kurzfristigen, sondern um die mittel- und langfristigen Nutzen für die Organisation. Sportvereine, die ihre eigenen Trainer oder Trainerinnen und Manager oder Managerinnen ausbilden, haben viel bessere Überlebenschancen und können sich durch ausgebildete Fachleute deutlich von der Konkurrenz absetzen.

Leider wird es vielen Sportvorständen zu brenzlig, wenn es um hauptamtliches Personal im Sportverein geht. Hier muss ein Umdenken stattfinden und sich mehr in Richtung Hauptamt geöffnet werden. Man muss nicht gleich mit einer Ausbildung oder Studium anfangen. Die Möglichkeit eines Freiwilligendienstes mit weniger finanziellen Aufwand ist ein sicherer Start und liefert erste Erkenntnisse. Langfristig wird auch aufgrund des demografischen Wandels weniger ehrenamtliches Personal zur Verfügung stehen. Wenn man also weiterwachsen möchte bzw. das bestehende Sport- und Bewegungsangebot weiterhin gewährleisten möchte, sollten sich Sportvereine damit auseinandersetzen.

Kooperationen zwischen kleinen Vereinen

Ein Auszubildender oder Auszubildende in gleich mehreren Vereinen? Was in der Wirtschaft schon seit Jahren praktiziert wird, könnte für den Sport eine echte Chance sein. Vielleicht können sich das einige Vorstandsmitglieder nur schwer vorzustellen, aber eine „Verbundausbildung“ wäre eine gute Möglichkeit. Dadurch könnte z. B. der oder die Auszubildende im lokalen Kanu-Verein jährlich stattfindende Events mit organisieren und im etwas größerem Handball-Verein die Mitgliederverwaltung übernehmen. Der Arbeitsaufwand für die Vereine wird aufgeteilt und die qualitative Ausbildung sichergestellt. Eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Am Ende sollten doch alle Sportvereine ein Interesse daran haben, jungen Leuten eine Perspektive im Sport zu geben. Viele Schülerinnen und Schüler entscheiden sich oft für eine andere Ausbildung, weil sie die Möglichkeiten im Sport gar nicht kennen. Man muss auch sagen, dass die Öffentlichkeitsarbeit des Sports in Bezug auf eine berufliche Karriere wirklich sehr schlecht ist. Auch weil viele Sportorganisationen eine nur wenig ausgereifte strategische Ausrichtung haben oder schlichtweg das Know-How zu Ausbildungs- oder Studienmöglichkeiten fehlt. Hier muss sich zukünftig deutlich was ändern, damit die jungen Leute die Chancen in ihrer Region erkennen.

Herausforderungen bieten neue Chancen

Vereine sind teilweise verzweifelt auf der Suche nach ehrenamtlichen Übungsleiter und –leiterinnen, Schiedsrichter und –richterinnen oder Vorstandsmitgliedern. Da es auch aufgrund des steigenden Aufwands immer schwieriger wird, eine ehrenamtliche Position zu besetzen, müssen neue Lösungen her. Warum nicht einen Geschäftsstellenleiter oder -leiterin einstellen, der sämtliche Verwaltungsaufgaben vom Vorstand abnehmen kann? Oder einen hauptamtlichen Trainer, der sich um mehrere Juniorenmannschaften kümmern kann? Oder eine hauptamtliche Person, die in mehreren Vereinen angestellt ist?

Charakteristisch für den deutschen Sport sind die ehrenamtlichen Strukturen, ohne die es so kein Trainings- und Wettkampfbetrieb gäbe. Doch sind die Aufgaben in den letzten Jahren so vielfältig geworden, dass engagierte Ehrenamtler das allein nicht mehr leisten können. Deutsche Sportvereine sollten sich mit dem Thema „Hauptamt“ intensiv beschäftigen. Gerade im ländlichen Raum meinen viele, dass es nicht realistisch sei, Auszubildende oder Studenten anzustellen. Wenn man einen guten Plan macht, ist es realisierbar und realistisch. Wenn Sportorganisationen ein Interesse an ihrer Zukunft haben, sollten sie die Chancen von BFD, Ausbildung, etc. sehen und unbedingt in junge Leute investieren.

Quellen:

Ahlert, G. & Repenning, S. (2023). Die ökonomische Bedeutung des Sports in Deutschland: Sportsatellitenkonto (SSK) 2019 und ein erster Ausblick auf das durch Covid-19 geprägte Jahr 2020. Aufgerufen am 08.04.2024 unter https://sportsatellitenkonto.de/wp-content/uploads/2023/03/gws-themenreport_23-1.pdf

Brandenburgsiche Sportjugend e.V. (2024). Bundesfreiwilligendienst im Sport. Aufgerufen am 11.04.2024 unter https://sportjugend-bb.de/deine-projekte/freiwilligendienste-im-sport/bundesfreiwilligendienst-im-sport/#1683290276605-d2bf7937-ac63

Bundesinstitut für Berufsbildung. (2022). Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe 2022. Aufgerufen am 11.04.2024 unter https://www.bibb.de/dienst/publikationen/de/download/17944#:~:text=Die%20Ergebnisse%20der%20Arbeiten%20zur,einschlie%C3%9Flich%20Schiffsmecha%2D%20niker%2FSchiffsmechanikerin

Dudek, K., Tauch, C. & Thesing, H. (2020). Statistische Daten zu Studienangeboten an Hochschulen in Deutschland Studiengänge, Studierende, Absolventinnen und Absolventen. Wintersemester 2020/2021. Aufgerufen am 11.04.2024 unter https://www.hrk.de/fileadmin/redaktion/hrk/02-Dokumente/02-03-Studium/02-03-01-Studium-Studienreform/HRK_Statistik_BA_MA_UEbrige_WiSe_2020_21_finale.pdf

Pfeifer, H. & Wenzelmann, F. (2020). 2.1.316 – Kosten und Nutzen der betrieblichen Ausbildung 2017/18 (BIBB-CBS 2017/18). Forschungsprojekt: Abschlussbericht. Aufgerufen am 11.04.2024 unter https://www.bibb.de/dienst/dapro/daprodocs/pdf/eb_21316.pdf

Zwiener, T. (2021). Der Arbeitsmarkt Sport in Deutschland. Wie groß ist der Markt wirklich? Aufgerufen am 10.04.2024 unter https://www.fobimarkt.com/ratgeber/wissen-und-inspiration/arbeitsmarkt-sport#blog_headline_7


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