Aus aktuellem Anlass geht es heute um das umstrittene Cannabisgesetz (CanG), was ab dem 01.04.2024 in Kraft treten wird. Ab Ostermontag also ist der private Anbau zum Eigenkonsum von 3 Pflanzen für Erwachsene erlaubt. Hinzu kommt der nicht-gewerbliche Eigenanbau von Cannabis in Anbauvereinigungen. Für Kinder und Jugendliche bleibt der Konsum verboten. Außerdem ist es an Schulen, Spielplätzen und Sportstätten sowie 100 Meter von diesen Anlagen entfernt nicht erlaubt, Cannabis zu sich zu nehmen (dpa, 2024). Doch was wird uns erwarten? Eine Entkriminalisierung oder eine drogenabhängige Gesellschaft?
In diesem Beitrag möchte ich nicht nur versuchen in die Zukunft zu schauen, sondern zunächst einmal die Droge „Cannabis“ erklären und zeigen, warum sie gerade für Jugendliche und junge Menschen so gefährlich ist. Dieses Mal möchte ich keine Chancen vermitteln, da die Legalisierung einer Suchtdroge für mich keine Chance ist, sondern eine immense Gesundheitsgefahr darstellt. Es ist für mich schleierhaft, wie man als Bundesregierung so wenig an die Gesundheitsförderung seiner Bevölkerung denken kann. Wer glaubt, man könne durch die Legalisierung eine Entkriminalisierung in Deutschland herbeiführen und die Gesundheit gerade von Kindern und Jugendlichen schützen, glaubt an eine Illusion.
Cannabis wirkt innerhalb weniger Minuten und entfaltet die maximale Kraft nach 15 Minuten. Nach 30 bis 60 Minuten klingt die Wirkung ab. Durch die psychotrope Wirkung kommt es zu Glücksgefühlen und einer aufhellenden Stimmung. Seit 1996 hat sich der THC-Gehalt mehr als verdreifacht, der für die berauschende Wirkung mitverantwortlich ist. 1996 lag er noch bei 4,9 %, während er 2018 schon bei 16,7 % war. Seit einigen Jahren sind auch synthetische Cannabinoide auf dem Markt. Diese werden chemisch zusammengesetzt und haben eine noch viel stärkere, aber auch unvorhersehbare Wirkung. Bei unerfahrenen Konsumenten, gerade Jugendlichen, kann dies sogar zu Vergiftungen führen. Weitere Symptome sind Herzrasen, Ruhelosigkeit, Erbrechen und in Einzelfällen sogar Herzinfarkt, Nierenversagen und akute Psychosen (Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung beim Bundesministerium für Gesundheit, 2019).
Cannabis war lange Zeit die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Droge in Europa. In Deutschland gibt es 4,5 Millionen Menschen, die die Droge gelegentlich konsumieren. In mehreren Ländern stieg der Gebrauch gerade bei jungen Menschen immer weiter an. Bei uns ist es sogar jeder 4. junge Mann im Alter zwischen 18 und 21 Jahren (Orth & Töppich, 2015). Gleichzeitig ist Cannabis auch die Droge, wegen der Menschen am häufigsten erstmalig Suchthilfeangebote aufsuchen müssen (Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung beim Bundesministerium für Gesundheit, 2019).
Gesundheitliche Folgen des Cannabiskonsums
Durch regelmäßiges Konsumieren kommt es zu Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistung, der Aufmerksamkeit und der Psychomotorik. Die Lern- und Erinnerungsleistung verschlechtern sich deutlich und negative Auswirkungen auf die sozialen Kompetenzen sind die Folge. Das Gehirn eines Menschen entwickelt sich bis zum 25. Lebensjahr. Da viele Jugendliche und junge Menschen Cannabis konsumieren, liegt hier die große Gefahr, dass die Gehirnleistung erheblich beeinträchtigt wird und der Konsum abhängig macht. Jede oder jede 2. Person, die täglich Cannabis raucht, ist drogensüchtig (Orth & Merkel, 2022).
Ein großes Problem sind akute Psychosen, also Wahnvorstellungen. Selbst bei gelegentlichem Konsumieren ist das Auftreten von Psychosen um das 1,4- bis 2-Fache erhöht, bei intensiver Verwendung um das 2- bis 3,4-Fache. Cannabisnutzende erkranken in der Regel rund 2,7 Jahre früher an einer psychotischen Störung. Da besonders viele männliche Personen die Droge zu sich nehmen, ist die Gefahr auf Hodenkrebs bei jüngeren Männern deutlich erhöht. Bei Frauen in der Schwangerschaft steigt die Gefahr deutlich an, dass der Fötus erhebliche Entwicklungsstörungen bekommt und das Kind sogar schon in jungen Jahren drogenabhängig wird (Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung beim Bundesministerium für Gesundheit, 2019).
Die Vorstellung der Bundesregierung
Da Cannabis schon seit vielen Jahren sehr verbreitet ist und der bislang noch illegale Drogenkonsum stetig steigt, soll nun ein Umdenken für mehr Jugend- und Gesundheitsschutz herbeigeführt werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verfolgt das Ziel, durch die Legalisierung die Risiken zu begrenzen und den Schwarzmarkt zurückzudrängen. Es soll ein sicherer Konsum ermöglicht werden, da illegal verkaufter Cannabis oft verunreinigt sei und sehr hohen THC-Gehalt hätte. Hinzu käme eine verbesserte Drogenprävention, sodass Eltern, Kinder und Jugendliche besser aufgeklärt werden könnten. 4 Jahre nach dem Inkrafttreten des Cannabisgesetzes, also 2028, soll das Gesetz dann erstmalig auf „gesellschaftliche Auswirkungen“ evaluiert werden (Tagesschau, 2024).
Durch den neuen Weg möchte Deutschland ein Vorbild für Europa in puncto Drogenpolitik werden und den Schwarzmarkt „austrocknen“ (Tagesschau, 2024). Es bleibt ziemlich fraglich, ob diese Vorstellungen einer rosigen Zukunft wirklich zustande kommen.
Wie könnte die Zukunft aussehen?
„Jugendschutz ist eine Illusion“, meint Prof. Dr. Rainer Thomasius, Leiter des Zentrums für Suchtfragen im Kindes- und Jugendalter am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Da u. a. in Colorado/USA Cannabis schon seit 2012 legal ist, hätte man mittlerweile gute Referenzwerte. Seit der Legalisierung stieg der Konsum um 30 bis 60 % je nach Region an. Hinzu kommt der Rückgang der Risikowahrnehmung. Cannabis ist völlig normal und wird nicht mehr als süchtig machende Droge gesehen. Bei 12- bis 17-Jährigen gibt es sogar 25 % mehr cannabisbezogene Störungen wie Angststörungen, Depression und Psychosen. Die Krankenhausaufenthalte, Suizide und tödliche Verkehrsunfälle sind deutlich gestiegen (Bühring, 2021).
Ob in Deutschland die Zahlen ähnlich stark steigen, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Dass sie aber steigen, sollte jedem klar sein. Ein weiteres Problem in Deutschland ist der Berg an Bürokratie, der in der nächsten Zeit auf die Justiz rollt. Bereits verhängte Strafen müssten durch das Gesetz rückgängig gemacht werden. Allein in der Berliner Staatsanwaltschaft müssten rund 3.500 Verfahren eingestellt werden. Für die Behörden und Polizei wird durch die Kontrolle die Belastung steigen. Allein die Tatsache, dass man 100 Meter von einer Sportstätte oder einer Schule „kiffen“ kann, erschwert die Kontrolle (Tagesschau, 2024). Könnt ihr 100 Meter mit dem Auge abschätzen? Außerdem ist es fraglich, ob der Schwarzmarkt wirklich „ausgetrocknet“ werden kann. Kenner der Szene meinen, dass der Markt neue Absatzwege finden und weiterwachsen wird.
Präventionsarbeit wird stärker denn je gebraucht
Wer glaubt, dass durch das Gesetz Kinder und Jugendliche besser geschützt seien, der glaubt an eine Mär. Wer soll denn kontrollieren, dass Eltern ihren Kindern nicht Cannabis geben? Der Verband der Kinder- und Jugendärzte prognostiziert, dass mit der Legalisierung viel häufiger Cannabis an Jugendliche weitergegeben wird, was dramatische Folgen auf die Gesundheit hätte. Die Bundesärztekammer meint, dass das Gesetz die negativen Effekte für Kinder und Jugendliche verharmlose (Deutscher Bundestag, 2023).
Gesundheitsschutz und Präventionsarbeit sind also stärker denn je gefragt, wie z. B. schulische Prävention, Prävention für Kinder aus suchtbelasteten Familien und Suchtprävention für Erwerbslose. Auch Sportvereine sind gefragt und sollten eine stärkere Positionierung gegen Suchtmittel und für Suchtprävention einnehmen. Eine Änderung von Sportfördergesetzen könnte für Sportämter und Sportbünde denkbar sein. Wenn der Bund mehr Gesundheitsschutz erreichen möchte, dann muss er die Länder und Kommunen auch tatkräftig und finanziell unterstützen.
Es besteht erheblicher Forschungsbedarf
2028 soll die erste Evaluierung des „CanG“ stattfinden. Bis dahin wird es extrem interessant zu beobachten sein, wie sich die Lage in Deutschland verändern. Durch das Gesetz wird ein riesiges Forschungsfeld aufgetan, welches bislang noch relativ unbekannt ist. Wie wird sich die Legalisierung auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirken? Wie entwickelt sich der Schwarzmarkt in Deutschland? Welche Auswirkungen hat „Kiffen“ auf Leistungs- und Breitensportler? Hochspannende Fragen, auf die Antworten gefunden werden müssen.
Auch wenn ich persönlich überhaupt nicht einverstanden mit dem Gesetz bin, muss man nun damit leben und das Beste daraus machen. Kinder und Jugendliche müssen unbedingt mehr geschützt und gesundheitlich gefördert werden. Da die Gesundheitszustände junger Menschen aufgrund von Bewegungsmangel, schlechter Ernährung und hohem Medienkonsum ohnehin schon unbefriedigend sind, muss die Präventionsarbeit in Kitas, Schulen, Sportvereinen und Kinder- und Jugendeinrichtungen deutlich hochgefahren werden. Da auch dort Personalmangel besteht, stellt sich auch hier die Frage, wie das am Ende funktionieren soll? Wir dürfen gespannt sein, wo uns das noch hinführt.
Quellen:
Bühring, P. (2021). Legalisierung von Cannabis: Risiken für die Gesundheit. Aufgerufen am 27.03.2024 unter https://www.aerzteblatt.de/archiv/222411/Legalisierung-von-Cannabis-Risiken-fuer-die-Gesundheit
Deutsche Presse-Agentur. (2024). Wie Kiffen jetzt legal wird. Aufgerufen am 27.03.2024 unter https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/cannabis-legalisierung-128.html
Deutscher Bundestag. (2023). Ärzteverbände lehnen Legalisierung von Cannabis ab. Aufgerufen am 27.03.2024 unter https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2023/kw45-pa-gesundheit-cannabis-970114
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung beim Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.). (2019). Drogen- und Suchtbericht 2019. Aufgerufen am 27.03.2024 unter https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Drogen_und_Sucht/Berichte/Broschuere/Drogen-_und_Suchtbericht_2019_barr.pdf
Orth, B. & Merkel, C. (2022). Der Substanzkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland. Ergebnisse des Alkoholsurveys 2021 zu Alkohol, Rauchen, Cannabis und Trends. BZgA-Forschungsbericht. Aufgerufen am 27.03.2024 unter https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/BZgA_Alkoholsurvey_2021.pdf
Tagesschau. (2024). Das drohende Cannabis-Chaos. Aufgerufen am 27.03.2024 unter https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/cannabis-legalisierung-126.html

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