Am 8. März war der Internationale Frauentag. Seit 1911 wird der Tag weltweit „gefeiert“, um auf die Frauenrechte und Gleichstellungsprobleme aufmerksam zu machen. Ein guter Grund, um zu schauen, wie es im Sport um die Stellung der Frauen aussieht. Haben Mädchen und Frauen dieselben Chancen, Sport treiben zu können wie Männer? Wie viele Frauen sind eigentlich in den Führungsriegen der Sportvereine? Und was ist die „Gender-Pay-Gap“? Spannende und wichtige Fragen, auf die der Sport Antworten finden muss.

Wie man aus der Überschrift bereits erkennen kann, müssen Frauen mit einigen Barrieren kämpfen. Schon bei der Zahl der Mitgliedschaft in Sportvereinen zeigt sich ein erkennbarer Unterschied. 40 % der Mitglieder sind weiblich, der Rest männlich. Hinsichtlich der ehrenamtlichen Position wird der Unterschied noch größer. Von den 2 Millionen Menschen, die sich ehrenamtlich in einem Sportverein engagieren, liegt der Anteil von Frauen bei nur 0,7 Millionen. Der Anteil an Trainerinnen oder Übungsleiterinnen liegt bei 40 %, an Schiedsrichter-/Kampfrichterinnen bei 30 % und an weiblichen Vorstandsmitgliedern bei ebenfalls nur 30 % (Breuer & Feiler, 2021). Man muss festhalten, dass sich in den letzten zwei Jahrzehnten viel getan hat hinsichtlich der Gleichberechtigung. Allerdings gibt es immer noch deutlich zu wenig Frauen in den Sportvereinen und zu viele Barrieren. Doch woran liegt das eigentlich? Hat der Sport ein strukturelles Problem?

Historisch bedingt ist das Sportsystem männlich orientiert. „Höher, schneller, weiter“ lautet das Motto der Olympischen Spiele. Es geht um physische Stärke, körperliche Belastbarkeit und Wettbewerbsorientierung. Gerade im Fußballsport, wo es übrigens einen Männeranteil von 85 % gibt, geht es ja um nichts Anderes als um diese Punkte. Frauen sind natürlich gerne gesehen, aber nur auf den Tribünen und nicht in relevanten Funktionen. Geschlechterstereotype prägen aber auch die Medienlandschaft. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London waren gerade einmal 15 % der Fotografen und Journalisten weiblich anwesend (Europäisches Institut für Gleichstellungsfragen, 2015). Die Berichterstattung fällt demzufolge auch männlich orientiert aus.

Der Sport hat ein strukturelles Problem, bloß lässt sich dieses nur sehr schwer beheben. Doch es gibt auch Möglichkeiten und Chancen, mehr Geschlechtergleichberechtigung und Teilhabe von Frauen in Führungsfunktionen zu gewährleisten. Diese schauen wir uns im Folgenden genau an.

Bedingungen zum Sporttreiben schaffen

Je früher Mädchen in einem Sportverein tätig sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich später im Verein engagieren (Doll-Tepper & Pfister, 2004). Man sollte bestmögliche Voraussetzungen schaffen, dass Mädchen im Kindes- und Jugendalter sich sportlich betätigen können. Dabei ist es wichtig, auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Bei Mädchen und Frauen geht es bei Sport und Bewegung vorrangig um das Wohlbefinden, dem Spaß an der Bewegung und der Verbesserung der Fitness. Diese Motive sollten Vereine beachten, wenn sie den Mädchen- und Frauensport fördern möchten. Denkbar wären z.B. Mutter-Kind-Kurse, Yoga oder Fitnesssport-Gruppen, die momentan voll im Trend liegen.

Am Ende sind die Sportvereine gefragt. Leider ist laut dem aktuellen Sportentwicklungsbericht die Förderung des Mädchen- und Frauensports für viele Vereine nur zweitrangig (Breuer & Feiler, 2021). Gleichstellung und gleiche Chancen für alle Geschlechter haben demzufolge keine vorrangige Priorität und genau das muss sich ändern. Wir brauchen den Abbau struktureller Barrieren und eine offene Einstellung bei den Verantwortlichen, damit für Mädchen und Frauen der Weg in die Sportvereine geebnet ist.

Geschlechterquoten in den Führungen

In den Medien wurde bereits häufig über die sogenannte „Frauenquote“ diskutiert. Natürlich ist es nicht der allererste Gedanke, wenn es darum geht, Frauen die Chancen auf Führungspositionen zu geben. Es gibt deutlich elegantere Wege, um dies zu ermöglichen. Doch leider kommen viele Unternehmen, Vereine bzw. Verbände und vor allem Männer nicht auf die Idee, Führungsverantwortung an Frauen zu übertragen. Das kann zum einen an der Stereotypisierung liegen und zum anderen an dem Alter. Je älter eine Gruppe von Präsidiumsmitgliedern ist, desto geringer ist der Anteil der weiblichen Führungskräfte (Doll-Tepper & Pfister, 2004).

Dabei gibt es so viele Erfolgsfaktoren, die für Frauen in Führungspositionen sprechen und auch wissenschaftlich bewiesen sind. Frauen zeigen eine hohe Kooperationsbereitschaft, sind teamfähig, bevorzugen klare Kommunikationen und stehen für partizipative Entscheidungsprozesse. Das sind genau die Eigenschaften, die aktuell in einigen Vorständen oder Räten fehlen. Aufgrund der mangelnden Bereitschaft einiger Vereine und Verbände für Veränderungen braucht es deshalb die „Frauenquote“. Dieser Schritt wäre ein klares Zeichen und Bekenntnis für Geschlechtergleichberechtigung und Gleichstellung.

„Gender Mainstreaming“

Wenn man in jeder Phase von Politik und politischen Programmen die Gleichstellungsperspektive miteinbezieht, spricht man neudeutsch von „Gender Mainstreaming“ (Bundesinstitut für Sportwissenschaft, 2023). Das heißt, dass man jederzeit in jeder Lebenssituation auf die Bedürfnisse von Mädchen und Frauen eingeht. Viele Frauen wollen nicht in ehrenamtlichen Positionen arbeiten, da ineffiziente Sitzungen und ungünstige Sitzungszeiten oft die Regel in Vereinsvorständen sind. Hinzu kommt der Widerstand von männlichen Kollegen, die Frauen partout nicht engagieren lassen wollen.

Wir können nicht einfach wegschauen und die ungleiche Chancenverteilung zwischen Mann und Frau einfach so wegreden. Sportorganisationen und natürlich die Politik könnten ein Zeichen setzen, in dem Sie Gleichstellung in ihren Satzungen, Gesetzen und Richtlinien immer miteinbeziehen. Ein Blick ins Ausland nach Schweden lohnt sich. Hier gibt es ein nahezu gleiches Verhältnis zwischen Männer und Frauen in Spitzenpositionen der Sportorganisationen. 43 % der Führungskräfte sind weiblich, im gesamten Rest von Europa liegt der Wert durchschnittlich bei 14 % (Europäisches Institut für Gleichstellungsfragen, 2015). Warum ist das so? Weil Schweden sich stark für die Rechte der Mädchen und Frauen einsetzt und „Gender Mainstreaming“ ein fester Bestandteil ist, und im restlichen Europa nicht.

Beseitigung von Geschlechterstereotypen

Gerade im Sport gibt es immer noch klare Stereotypen von Männern und Frauen. Leider sind Sexualisierungen von Sportlerinnen oder Diskriminierung von z. B. Trainerinnen keine Seltenheit, wie viele Medienberichterstattungen zeigen. Vor allem in den sozialen Netzwerken sind teils noch sehr junge Leistungssportlerinnen Beleidigungen zu ihrem Aussehen oder Kleidungsstil ausgeliefert. Jede zweite Sportlerin ist oder war bereits von sexualisierter Gewalt betroffen (Athleten Deutschland e.V., 2024). Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch deutlich höher.

Traurige Zahlen, die eindeutig zeigen, dass wir in Deutschland noch einiges bewegen müssen. In den letzten Jahrzehnten, auch dank vieler weiblicher Vorbilder im Sport, hat sich schon vieles zum Positiven entwickelt. Erwähnenswert ist zum Beispiel der vorbildliche Einsatz der Turnerinnen gegen Shorts und für lange Turnhosen. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie sehr gewisse Geschlechterklischees in den Köpfen eingebrannt und unbedingt beseitigt werden müssen. Neben offen denkenden Verbänden und Vereinen braucht es auch weiterhin mutige Mädchen und Frauen, die sich für mehr Frauenrechte stark machen.

Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit

Warum bekommen Frauen für die gleiche Arbeit und Leistung weniger Geld als Männer? Laut dem Statistischem Bundesamt ist der Stundenlohn von Frauen 18 % unter dem von Männern (Statistisches Bundesamt, 2024). Diese Lücke wird auch als „Gender-Pay-Gap“ bezeichnet. Gleichberechtigung ist was Anderes. Auch im Sport ist die „Gender-Pay-Gap“ ein großes Problem. Mal den Riesenunterschied zwischen Fußballer und Fußballerinnen und den Siegprämien in der Nationalmannschaft ausgenommen, gibt es auch unter den Sport- und Fitnesskaufleuten Unterschiede. Durchschnittlich verdienen Sport- und Fitnesskaufrauen 6,57 % weniger als ihre männlichen Kollegen (Rudnicki, 2022).

Die gleiche Entlohnung hat vor allem was mit Anerkennung und Wertschätzung zu tun. Möchte man als Betrieb oder Sportverein die Arbeit des weibliches Personal würdigen und langfristig binden, sollte eine faire und gleiche Bezahlung die logische Konsequenz sein. Bis die Geschlechter-Lücke geschlossen wird, vergehen vermutlich noch viele Jahre. Um aber weiter Fortschritte in der Geschlechtergleichberechtigung zu machen und u. a. den Erfolgsfaktor „Frauen in Führungspositionen“ zu stärken, müssen wir weiterhin die genannten Probleme ansprechen. Solange, bis auch der Letzte verstanden hat, wie wichtig Frauen für den Sport sind.

Quellen:

Athleten Deutschland e.V. (2024). Unsere Gleichstellungsziele – Sexualisierte Gewalt. Aufgerufen am 14.03.2024 unter https://athleten-deutschland.org/athletinnen-d/#:~:text=Athletinnen%20sind%20signifikant%20h%C3%A4ufiger%20von,23%25%20bei%20den%20m%C3%A4nnlichen%20Befragten

Breuer, C. & Feiler, S. (2021). Sportvereine in Deutschland: Ergebnisse aus der 8. Welle des Sportentwicklungsberichts. Aufgerufen am 13.03.2024 unter https://www.bisp.de/SharedDocs/Downloads/Publikationen/Publikationssuche_SEB/SEB2020_2022Teil1.pdf;jsessionid=03E5ABFD09879EE53321B44DF5E1C9F7.internet942?__blob=publicationFile&v=3

Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Hrsg.). (2023). Strategiepapier – Frauen und Mädchen im Sport. Aufgerufen am 13.03.2024 unter https://www.bisp.de/SharedDocs/Downloads/Publikationen/Publikationssuche_Sonderpublikationen/StrategiepapierFeMaLe.pdf?__blob=publicationFile&v=8

Doll-Tepper, G. & Pfister, G. (2004). Frauen an die Spitze – Aktionsbündnis zur Steigerung des Frauenanteils in den Führungspositionen des Sports. Aufgerufen am 13.03.2024 unter https://www.bmfsfj.de/resource/blob/84110/701b0fab96fae91a3a24544fab8cbf78/ergebnisse-frauen-an-die-spitze-neu-data.pdf

Europäisches Institut für Gleichstellungsfragen. (2015). Gleichstellung im Sport. Aufgerufen am 13.03.2024 unter https://eige.europa.eu/sites/default/files/documents/mh0215937den.pdf

Rudnicki, J. (2022). Gender-Pay-Gap: Wie fair zahlt die Sportbranche? Aufgerufen am 14.03.2024 unter https://www.stepstone.de/magazin/artikel/gender-pay-gap-wie-fair-zahlt-die-sportbranche

Statistisches Bundesamt. (2024). Gender Pay Gap. Aufgerufen am 14.03.2024 unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Verdienste/Verdienste-GenderPayGap/_inhalt.html


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert