Nachdem ich zuletzt eine Umfrage auf Instagram durchgeführt habe, die ergeben hat, dass die Hälfte der Teilnehmer mehr zum Thema „Entwicklung von Sportvereinen“ erfahren wollen, soll es in diesem Beitrag auch darum gehen. Wir wagen einen Blick in die Zukunft, wobei die schnelllebigen Veränderungen der letzten Jahre natürlich zeigen, dass ein Blick in die Glaskugel alles andere als einfach ist. Die folgenden Beispiele und Möglichkeiten müssen differenziert betrachtet werden. Jeder Verein funktioniert anders, hat unterschiedliche Rahmenbedingungen und andere Herausforderungen. Das macht es so schwierig, gleichzeitig aber auch so spannend.
Die meisten Leserinnen und Leser meines Blogs sind wahrscheinlich Mitglied in einem Sportverein und kennen die Strukturen ihres Vereins ganz gut. Von Kleinstvereinen bis Großvereinen, vom Einspartenverein bis Mehrspartenverein oder vom Frauensportverein bis Migrationssportverein. Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Vereinsarten und gerade das zeichnet den Sport aus. Für jeden gibt es das passende Sport- und Bewegungsangebot in der Nähe. Sportvereine sind soziale Orte, prägen das Gemeinschaftsgefühl und lassen unsere Gesellschaft näher zusammenrücken. Gerade bei den brisanten politischen Themen in der aktuellen Lage sind unsere 86.400 Sportvereine (Zeppenfeld, 2024) unverzichtbar und sehr wichtige Stützen unserer Demokratie.
Die positiven Eigenschaften der Sportvereine sind uns Sport-Enthusiasten natürlich bekannt. Sie sind auch unseren Politikern bekannt, die schließlich immer wieder die Wichtigkeit des Sports betonen. Allerdings zeigen aktuelle Pläne ein anderes Bild. In Zukunft könnte es deutliche Kürzungen an Fördermitteln für den Breitensport geben. Die Lobby der Sportvereine in den kommunalen Verwaltungen und der lokalen Politik ist ohnehin eher schwach. Würden wichtige Förderungen für den Sport zukünftig entfallen, müssten viele Sportvereine um ihre Existenz bangen. Hinzu kommen weitere interne Problematiken, wie z. B. fehlende Übungsleiter und Übungsleiterinnen oder mangelnde Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit. Der Sport kämpft an vielen Fronten um Anerkennung, Wertschätzung und um seine Zukunft.
Man sieht also schon die vielen Herausforderungen, mit denen Sportvereine und Sportverbände aktuell umzugehen haben. Doch in meinem Blog geht es bekanntlich nicht darum, die Probleme noch größer zu machen, als sie ohnehin schon sind. Wir müssen versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und gemeinsam Lösungen zu finden. Wie Lösungen für die Entwicklung unserer Sportvereine aussehen können, werde ich euch nun erläutern.
Verantwortung auf mehreren Schultern verteilen
Wir haben alle dieses klassische Bild vor unseren Augen: Ein Vorstand mit fünf, sechs gestandenen Männern, die seit Jahren das Sagen haben und die alleinige Führung des Vereins übernehmen wollen. Für sie mag es vielleicht normal sein, doch viele junge Leute, die sich vielleicht im Sportverein engagieren wollen, schrecken vor dieser großen Verantwortung zurück. Nur jeder Zehnte im Vorstand ist unter 30 Jahre alt. Durchschnittlich gibt es pro Verein 6,5 Vorstandsmitglieder, von denen aber nur zwei Personen weiblichen Geschlechts sind (Breuer & Feiler, 2021). Die beiden Statistiken zeigen zwei große Problematiken in den Führungsriegen unserer Sportvereine. Es gibt zu wenig Frauen und zu wenig Nachwuchs in Vorständen, die letztendlich für die Entwicklung des Vereins verantwortlich sind.
Um gerade für junge Leute attraktiv zu bleiben und den Staffelstab weitergeben zu können, braucht es attraktivere Formen der Vorstandsarbeit. Ein erweiterter Vorstand, der nur zu bestimmten Zwecken eingeladen wird oder die Bildung von Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen, wie z. B. Mitgliedergewinnung oder Sportstättenentwicklung. Große Vereine führen jährlich Workshops durch, an denen alle interessierten Mitglieder partizipieren können. Ideen gibt es genug. Am Ende müssen sie auch zielführend umgesetzt und engagierte Vereinsmitglieder ansprechen.
Kommunikation mit Politik und Verwaltung
Die Sportler und Sportlerinnen in den Vereinen wollen sich eigentlich nur bewegen und die Mitglieder in den Vorständen haben meistens schon genug um die Ohren. Die zusätzliche Teilnahme an Stadtverordnetenversammlungen oder Sitzungen in Netzwerken wäre nur aufwändig und würde wertvolle Zeit fressen. So scheint es vielerorts zu sein. Doch wenn man nur sein eigenes Süppchen kocht und die Probleme oder Anregungen nicht in die Stadtverwaltungen und Politik trägt, kann sich auch nichts weiterentwickeln. Natürlich gibt es mancherorts keine Netzwerkrunden zum Thema „Bewegungs- und Gesundheitsförderung“ oder kundige Verwaltungsmitarbeiter, die sich im Sport auskennen. Die wenigsten Kommunalverwaltungen haben das. Aber gerade deshalb muss man als Vorstand aktiv den Dialog suchen und Beziehungen zur Politik und Verwaltung aufbauen.
Wie genau kann diese Kommunikation aussehen? Es gibt Kommunen, in denen regelmäßig die lokalen Sportvereine eingeladen werden und die wichtigsten Punkte auf den Tisch kommen. Die Entwicklung von Sportstätten, das gemeinsame Ausrichten von Veranstaltungen oder akute Bedenken zur Sportförderung. Das sind alles wichtige Punkte, die euch nicht egal sein können und den Mitgliedern in euerm Verein erst recht nicht. Falls es diese „Runden Tische“ bei euch noch nicht gibt, wird es höchste Zeit, es anzusprechen. Kommunikation baut Brücken und schafft eine Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Sinne eures Sportvereins.
Mut zu neuen Wegen
Wenn Kleinsportvereine gefragt werden, ob sie sich hauptamtliche Mitarbeiter vorstellen könnten, dann kommt reflexartig ein klares „Nein“. Doch stellt euch doch einfach mal einen Geschäftsstellenleiter oder hauptamtlichen Trainer bei euch vor? Er könnte dem Vorstand oder der Abteilungsleitung wertvolle Zeit und Arbeit abnehmen, in dem er die tagtäglich anfallenden Arbeiten erledigt. Der Vorstand könnte sich dann auf die Kernaufgabe konzentrieren, nämlich Vereinsentwicklung. Oder ihr schließt euch mit einen Partnerverein zusammen und teilt euch den Geschäftsstellenleiter.
Wie wir schon gesehen haben, gibt es einige Herausforderungen für Sportvereine. Diese muss man annehmen und mit teils auch kreativen, aber sinnvollen Lösungen versuchen zu lösen. Vor 30 Jahren noch haben sich Vereine fast ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge getragen. Mittlerweile hat sich das komplett geändert. Um sich weiterzuentwickeln und für möglichst vielen Menschen niedrigschwellige Angebote zur Bewegungs- und Gesundheitsförderung zu schaffen, muss man neue Wege gehen. Das kann in Form von Hauptamtlichkeit geschehen, Kooperationen oder Gründungen neuer Abteilungen. Wie gesagt, es gibt viele Ideen, die allerdings von Sportverein zu Sportverein unterschiedlich Sinn machen und umsetzbar sind.
Auf die Bedarfe (der Mitglieder) eingehen
Der Sinn eines Vereins ist es, auf die Interessen der Mitglieder einzugehen. Ein Sportverein ist eine Interessensgemeinschaft, weshalb Kommunikation und Partizipation sehr große Rollen spielen. Im Umkehrschluss ist es also sehr ratsam, an die Bedarfe und Bedürfnisse der Mitglieder anzuknüpfen, um Angebote auf die Beine zu stellen. Viele Mitglieder wünschen sich neben Sport und Bewegung auch gemeinsame Sommerfeste, Weihnachtsfeiern oder Gruppenabende. Die Bedürfnisse sind individuell, können aber durch Befragungen oder Gesprächen sehr gut ermittelt.
Bevor die Personen aber schon in unserem Verein Sport treiben und Mitglied sind, muss man sie zunächst einmal akquirieren. Einfach Angebote anzubieten und hoffen, dass schon welche zu den Einheiten kommen, kann vielleicht klappen, kann aber auch schiefgehen. Als Erstes müsst ihr wissen, für welche Zielgruppe ihr genau ein Angebot schaffen wollt. Vielleicht gibt es in eurer Nähe kaum Angebote für Senioren und Seniorinnen. Dann geht doch einfach mal in die Nachbarschaft oder in Altenpflegeeinrichtungen und fragt, was sie sich an Gesundheits- und Bewegungsangeboten wünschen. Ihr werdet sicherlich eine Antwort bekommen und könnt euch daran orientieren. Es ist wichtig auf die Bedarfe und Interessen der (Nicht-)Mitglieder einzugehen. Nur so funktioniert nachhaltige Vereinsarbeit.
Das Ziel nicht aus den Augen verlieren
All die hier genannten Ideen und Möglichkeiten, wie man einen Verein weiterentwickeln, sind ja schön und gut. Am Ende dürft ihr aber nie vergessen, was ihr als Sportverein erreichen wollt und wo die Reise in den nächsten Jahren hingehen soll. Ihr braucht eine klare Vision und klare Ziele, die auch von den Mitgliedern getragen werden. Am besten ist es, ihr formuliert die Ziele in einem Workshop oder Mitgliedversammlungen gemeinsam. Jeder Sportverein hat gewisse Wünsche oder Probleme, sodass die Vereinsarbeit nicht ganz unbeschwert läuft. Irgendwas ist ja schließlich immer. In einigen Vereinen ist es die schwierige Suche nach ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern oder nach Übungsleiter und Übungsleiterinnen. Im nächsten Verein sind es die mangelnden finanziellen Ressourcen, die wenig Spielraum lassen.
Versucht immer das Beste aus der Situation zu machen. Das Gute in einem Verein ist, dass ihr niemals allein seid. Setzt euch gemeinsam hin und verliert nicht die Ziele und Werte eures Sportvereins aus den Augen. Die sind nämlich immer die Basis für euer Handeln. Selbst wenn ihr bei Verwaltung und Politik mit euren Themen auf Granit beißt und nicht weiterkommt. Oder ihr denkt momentan an die unsichere Sportförderung in den nächsten Jahren. Aufgeben ist keine Option. Denkt immer an die Ziele bzw. die Vision eures Vereins. Dann könnt ihr euren Sportverein auch weiterentwickeln, egal wie groß die Herausforderungen auch sind.
Quellen:
Breuer, C. & Feiler, S. (2021) Sportvereine in Deutschland: Ergebnisse aus der 8. Welle des Sportentwicklungsberichts. Aufgerufen am 07.03.2024 unter https://cdn.dosb.de/user_upload/Sportentwicklung/Dokumente/SEB/2022/SEB_Bundesbericht_W8_deutsch_bf.pdf
Zeppenfeld, B. (2024). Gesamtzahl der Sportvereine in Deutschland von 1999 bis 2023. Aufgerufen am 08.03.2024 unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/215312/umfrage/gesamtmitgliederzahl-deutscher-sportvereine/


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